Borderline: Leben mit einer dünnen Haut
Die verstörenden Träume begannen vor zwei Jahren, als Ann wegen eines Burnouts im Krankenhaus war. Darin sah sie ihren Vater, sah Szenen von physischem und psychischem Missbrauch. Es waren Rückblenden in ihre Kindheit.
Ann heißt eigentlich nicht Ann, ihr Name ist zu ihrem Schutz geändert. Sie hat drei Töchter und ist allein erziehend. Ihre Kindheit verbrachte sie in einer ostdeutschen Stadt, eine Autostunde von Berlin entfernt. Ihr Vater und ihr Großvater waren Alkoholiker. Nach der Schule war sie oft allein daheim, aber noch schlimmer war es, wenn ihre Eltern nach Hause kamen. Sie waren beide gewalttätig, misshandelten sie körperlich wie seelisch. Als Teenager wurde sie mehrfach vergewaltigt, eine enge Freundin von ihr vom eigenen Vater ermordet.
Am meisten leidet die heute 40-Jährige darunter, wie wenig sich ihre Eltern um sie kümmerten. Als sie erzählte, dass sie vergewaltigt worden war, meinte ihre Mutter, sie sei selbst schuld gewesen. Als sie einmal von einem Auto angefahren wurde, sagte ihr Vater mitleidlos: »Steh wieder auf, ist doch alles in Ordnung.« Erst als ein Arbeitskollege schockiert fragte, warum ihr Kopf blutverschmiert sei, wurde ihr klar, wie schrecklich der Unfall gewesen war. »Das ist für mich das Schlimmste«, sagt Ann, während ihre Stimme zu zittern beginnt und ihr die Tränen in die Augen steigen. »Eltern zu haben, die mich nicht als Person sehen.«…
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