Kavalierstour: "Italiam, Italiam!"
Reisen bildet. Das wussten auch die Adeligen der Frühen Neuzeit. Ab dem 17. Jahrhundert gehörten deshalb Fahrten nach Italien und Frankreich zu ihrem Pflichtprogramm. Denn nur wer fechten, tanzen und reiten konnte, galt als Ehrenmann und hatte Chancen in Politik, Verwaltung und Militär.
"Aus frommer Scheu habe ich bisher den Namen nicht genannt des Mentors, auf den ich von Zeit zu Zeit hinblicke und hinhorche; es ist der treffliche von Riedesel, dessen Büchlein ich wie ein Brevier oder Talisman am Busen trage."(Johann Wolfgang von Goethe, Italienische Reise 1787). Ohne Johann Hermann von Riedesels "Reise durch Sicilien und Großgriechenland" (erschienen 1771) wäre Goethes berühmte Sizilienreise nur schwer vorstellbar. Denn mit diesem Reisebericht in der Hand besuchte der Dichterfürst die Monumente der Insel. Doch Goethe war nicht der Einzige, der sich in die Fremde wagte. Viele Adlige und Bürgerliche aus Europa trieb es in der Frühen Neuzeit vor allem nach Italien und Frankreich.
Die Kavaliersreise war dabei die bekannteste Form des Unterwegsseins. Der Begriff stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das Konzept, das sich dahinter verbarg, ist wesentlich älter und knüpft an Bildungs- und Erziehungsideale des Humanismus an: Im 16. Jahrhundert hatten vor allem Gelehrte die fürstliche Verwaltung und das Rechtswesen geprägt. Als immer mehr Adlige in die Ämter des Hofs, der staatlichen Verwaltung und Diplomatie drängten, mussten sie sich zunächst akademisches Wissen und höfische Verhaltensweisen aneignen. Sie studierten und praktizierten diese Künste und Wissensgebiete in Ritterakademien – Bildungsanstalten für adelige Söhne – und auf mehrjährigen Reisen in die "führnehmsten Länder, Städte, Schlösser … Europae", wie der Titel eines zeitgenössischen Handbuchs lautet. Bei der Kavalierstour standen auch soziale Erfahrungen im Vordergrund: Der Reisende sollte nicht nur "die Raritäten der leblosen Dinge" untersuchen, sondern "den gelehrten Leuten Visiten geben, und solche Personen besuchen, die in einer Kunst oder Wissenschaft excelliren", empfahl der Gelehrte Peter Ambrosius Lehmann im Jahr 1708. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts etablierten sich die Studienreisen zu einem Pflichtprogramm mit festem Schema. Die Aristokraten hofften, als homme du monde (Mann von Welt) zurückzukehren, wie das Buch von Jean Gailhard "Compleat Gentleman" (Der vollendete Gentleman, 1678) verhieß.
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Die Kavaliersreise war dabei die bekannteste Form des Unterwegsseins. Der Begriff stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das Konzept, das sich dahinter verbarg, ist wesentlich älter und knüpft an Bildungs- und Erziehungsideale des Humanismus an: Im 16. Jahrhundert hatten vor allem Gelehrte die fürstliche Verwaltung und das Rechtswesen geprägt. Als immer mehr Adlige in die Ämter des Hofs, der staatlichen Verwaltung und Diplomatie drängten, mussten sie sich zunächst akademisches Wissen und höfische Verhaltensweisen aneignen. Sie studierten und praktizierten diese Künste und Wissensgebiete in Ritterakademien – Bildungsanstalten für adelige Söhne – und auf mehrjährigen Reisen in die "führnehmsten Länder, Städte, Schlösser … Europae", wie der Titel eines zeitgenössischen Handbuchs lautet. Bei der Kavalierstour standen auch soziale Erfahrungen im Vordergrund: Der Reisende sollte nicht nur "die Raritäten der leblosen Dinge" untersuchen, sondern "den gelehrten Leuten Visiten geben, und solche Personen besuchen, die in einer Kunst oder Wissenschaft excelliren", empfahl der Gelehrte Peter Ambrosius Lehmann im Jahr 1708. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts etablierten sich die Studienreisen zu einem Pflichtprogramm mit festem Schema. Die Aristokraten hofften, als homme du monde (Mann von Welt) zurückzukehren, wie das Buch von Jean Gailhard "Compleat Gentleman" (Der vollendete Gentleman, 1678) verhieß.
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