Geistesblitze - Krebstherapie: Jagd auf Tumorreste
Mit umprogrammierten Hautzellen will ein Team um Shawn Hingtgen von der University of North Carolina in Chapel Hill Hirntumoren bekämpfen. Patienten mit einem so genannten Glioblastom haben nach wie vor eine schlechte Prognose: Die allermeisten von ihnen sterben im Schnitt innerhalb von 1,5 Jahren, nachdem der bösartige Hirntumor bei ihnen diagnostiziert wurde. Denn ihn im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs vollständig zu entfernen, ist fast unmöglich – stets bleiben einige Zellen übrig, die sich tief im Gehirn verbergen und neue Tumoren entstehen lassen können.
Dass sich diese Überbleibsel über Umwege mit Zellen aus der Haut beseitigen lassen, konnten Hingtgen und Kollegen nun erstmals im Tierversuch nachweisen. Sie entnahmen aus der Haut von Mäusen, die ein Gliobastom hatten, so genannte Fibroblasten und wandelten diese in neuronale Stammzellen um. Außerdem veränderten sie die Zellen so, dass sie besonders langlebig waren und ein Protein produzierten, das Krebszellen abtötet. Eingesetzt ins Gehirn der Nager begannen die Zellen, Jagd auf die verbliebenen Reste des Glioblastoms zu machen und diese zu zerstören. Die Nager überlebten dadurch im Schnitt doppelt bis dreimal so lange wie Artgenossen mit Hirntumoren, die nicht auf diese Weise behandelt wurden.
Ob sich auch aus menschlichen Hautzellen maßgeschneiderte Tumorkiller machen lassen, wollen die Wissenschaftler im nächsten Schritt herausfinden. Neuronale Stammzellen haben Forscher schon länger als möglichen Ansatzpunkt für die Therapie von Hirntumoren auf dem Schirm. Selbst ohne zusätzliche Modifizierungen sind sie offenbar in der Lage, Krebszellen zu bekämpfen. (dz)
Nat. Comm. 7, 10593, 2016
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