Essay | Tiermodelle: Jenseits von Ratten und Fliegen
Die meisten experimentell arbeitenden Biologen forschen nur an ein paar wenigen Tier- oder Pflanzenarten: Dazu gehören die Labormaus, der winzige Fadenwurm Caenorhabditis elegans, die Taufliege Drosophila melanogaster oder die Acker-Schmalwand, Arabidopsis thaliana. Dahinter steht die Annahme, Modellorganismen würden allgemein gültige Einsichten bringen. So fließt denn auch ein Großteil der Forschungsgelder Studien jener Hand voll Spezies zu, welche die National Institutes of Health (NIH) der USA im Internet auflisten (www.nih.gov/science/models). Die Website soll dem nationalen und internationalen Austausch insbesondere über biomedizinische Projekte an den dort angeführten Arten dienen.
Wer für eine Untersuchung an einem Standard-Modellorganismus finanzielle Förderung beantragt, muss die Wahl seines Studienobjekts nicht groß rechtfertigen. Wer sich hingegen für einen weniger üblichen Organismus entscheidet, der aber dem Forschungsgegenstand bestens gerecht wird, muss dies ausführlich begründen. Ablehnungen sind in dem Fall nicht selten. Tatsächlich wird dem Antragsteller dann oft empfohlen, lieber einen der Standardorganismen zu verwenden, unter der Prämisse, für jede lohnende Fragestellung dürfte ein etabliertes Modell vorhanden sein.
Ohne Frage haben sich die konzentrierten Forschungen an einigen wenigen Modellorganismen gelohnt – sowohl für das Grundlagenwissen wie für den medizinischen Fortschritt. Auch basieren viele wissenschaftliche Laufbahnen auf Studien an Drosophila, Hausmaus oder Fadenwurm, und zahlreiche Forschungsgruppen wurden allein für Untersuchungen an einem dieser Organismen eingerichtet. Überdies existieren längst wissenschaftliche Fachzeitschriften speziell für Arbeiten an einem dieser Organismen.
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