Kombinatorik: Ein ungewöhnlicher Weg
Jeden Nachmittag macht June Huh einen langen Spaziergang durch die Princeton University. An diesem Tag Mitte Mai 2022 bahnt er sich seinen Weg durch die Wälder rund um das nahe gelegene Institute for Advanced Study. »Nur damit Sie es wissen«, sagt er, während er an einer Weggabelung stehen bleibt, »ich habe keine Ahnung, wo wir sind«. Wir setzen unseren Ausflug dennoch fort. Immer wieder hält er inne, um auf Tiere hinzuweisen, die sich unter Blättern oder hinter Bäumen verstecken. In den nächsten zwei Stunden sichtet Huh ein Froschpaar, einen Rotkappen-Waldsänger, eine Schildkröte von der Größe eines Fingerhuts und einen Fuchs. Sie alle beobachtet er aufmerksam. »Ich bin gut darin, Dinge zu finden«, erklärt er.
Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Denn für seine Fähigkeit, verschiedene Gebiete der Mathematik zu erkunden und dabei genau die richtigen Objekte auszumachen, wurde der 39-Jährige im Sommer 2022 mit der Fields-Medaille geehrt, einer der höchsten Auszeichnungen des Fachs. Die von ihm identifizierten Strukturen bringen die zwei Bereiche der Geometrie und Kombinatorik auf völlig neue Weise zusammen. Seit seinem Studium hat Huh mehrere bedeutende Probleme gelöst, wobei er jedes Mal unerwartete Pfade in der abstrakten Disziplin einschlug.
Auch sein Werdegang zeichnet sich durch viele Umwege – und einige Zufälle – aus. Denn Huh hatte niemals vorgehabt, Mathematiker zu werden. Das Fach war ihm egal. In der Mittelstufe wollte er sogar die Schule abbrechen, um als Dichter seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Erst eine Begegnung gegen Ende seiner Studienzeit ließ ihn erkennen, dass Mathematik das enthält, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte …
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