Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Kadaverökologie: Leben im Tod

In europäischen Wäldern stößt man nur selten auf ein verendetes Tier, denn Kadaver werden meist schnell entsorgt. Dabei bietet Aas eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, Vögel oder Säugetiere. Wissenschaftler fordern hier mehr Toleranz.
Zahlreiche Tierarten nutzen Aas. So freuen sich auch die als Allesfresser bekannten Rotfüchse über einen toten Hirsch.

Schon als Schüler war ich begeisterter Pilzsammler und oft in Wald und Moor unterwegs. Soweit ich mich erinnere, stieß ich dabei lediglich ein einziges Mal auf einen Rehkadaver. Sonst entdeckte ich höchstens Überbleibsel von Vögeln oder kleineren Säugetieren wie Mardern oder Katzen.

Auf Grund strenger Hygieneregeln in der Landwirtschaft sind Tierkadaver bei uns ein seltener Anblick. Kaum ein Wildtier stirbt an Altersschwäche; vielmehr werden sie Opfer von der Jagd, von Seuchen wie der Afrikanischen Schweinepest und nicht zuletzt vom Straßenverkehr. So werden in Deutschland jährlich über eine Mil­lion Rehe geschossen und etwa 200 000 überfahren.

Seit wieder Wölfe in nennenswerter Zahl bei uns heimisch geworden sind, finde ich immerhin manchmal Überreste ihrer Beute. Doch all diese Kadaver werden früher oder später beseitigt. Dagegen gehört in anderen Ländern wie Indien der Anblick von verendeten Tieren zum Alltag. Und in letzter Zeit befassen sich auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen des Fachs Kadaveröko­logie – früher Aasökologie genannt – mit dem vermeintlich anrüchigen Thema.

Was geschieht, wenn Kadaver wieder regelmäßig in der Landschaft liegen bleiben? …

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Ab nach draußen! - Warum Natur uns glücklich macht

Sprudelnde Gewässer, rauschende Baumkronen sowie Vogelgezwitscher lindern Stress und steigern das Wohlbefinden. Die positiven Auswirkungen der Natur auf die Psyche sind weitläufig und vielschichtig. Doch profitieren nicht nur berufstätige Erwachsene von regelmäßigen Aufenthalten in der Natur.

Spektrum - Die Woche – Akustische Kur gegen Stress

Naturgeräusche haben eine unglaublich beruhigende Wirkung auf uns. Wieso das so ist und wie Vogelgezwitscher und Wasserrauschen im Gehirn verarbeitet werden und auf unsere Psyche wirken, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der »Woche«. Außerdem: Läutet das KI-Zeitalter eine neue Ära der Physik ein?

Spektrum - Die Woche – Wie die Guinness-Brauerei den t-Test erfand

Wer hätte gedacht, dass eine Brauerei der Geburtsort für eine der wichtigsten mathematischen Methoden ist? Dem Guiness-Bier haben wir zu verdanken, dass Ergebnisse in der Wissenschaft als statistisch signifikant gewertet werden können. Außerdem in dieser »Woche«: Wie Rauchen das Immunsystem stört.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Beekers, B. et al.: Mitteleuropäische Wirbeltierarten an Kadavern. Säugetierkundliche Informationen 10, 2017

Benninger, L. A. et al.:The biochemical alteration of soil beneath a decomposing carcass. Forensic Science International 180, 2008

Crous, P. W. et al.:Pleurophoma ossicola Crous, Krawczynski & H.-G. Wagner, sp. nov. In: Crous, P. W. et al.: Fungal Planet description sheets. Persoonia 35, 2015

Gu, X., Krawczynski, R.: Tote Weidetiere - staatlich verhinderte Förderung der Biodiversität. Artenschutzreport 28, 2012

Gu, X. et al.: Carcass ecology - more than just beetles. Entomologische Berichten 74, 2014

Haas, D. G. et al.: Zur naturschutzfachlichen Relevanz von »Roadkills« und weiteren Tierkadavern - im globalen Stoffkreislauf mit Schwerpunkt Greifvögel. Ornithologische Mitteilungen 71, 2019

Klonowski, B. et al.:Influence of a badger carcass on soil chemistry and Collembola. Acta Societatis Zoologicae Bohemicae 79, 2015

Krawczynski, R., Wagner, H.-G.:Leben im Tod. Tierkadaver als Schlüsselelemente in Ökosystemen. Naturschutz und Landschaftsplanung 40, 2008

Krawczynski, R., Wagner, H.-G.:Ungewöhnliches Nahrungsverhalten der Italienischen Schönschrecke (Calliptamus italicus, L. 1758) und des Heidegrashüpfers (Stenobothrus lineatus, Panzer 1796) . Articulata 25, 2010

Martín-Vega, D. et al.:Back from the dead: Thyreophora cynophile (Panzer, 1798) (Diptera: Piophilidae) 'globally extinct' fugitive in Spain. Systematic Entomology 35, 2010

Melis, C. et al.:Soil and vegetation nutrient response to bison carcasses in Białowieża Primeval Forest, Poland. Ecological Research 22, 807

Teuerlings, I. J. M. et al.:Lack of cascading effects of Eurasian lynx predation on roe deer to soil and plant nutrients. Diversity 12, 2020

Towne, E. G.:Prairie vegetation and soil nutrient responses to ungulate carcasses. Oecologia 122, 2000

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.