Zoologie: Kältestarr durch die australischen Winternächte
Bald kommt die kalte Jahreszeit, und das bedeutet für die
meisten warmblütigen Tiere, sich entweder gut gegen Auskühlung zu schützen, in wärmere Gefilde auszuwandern oder die ungünstige Witterung bei reduziertem Stoffwechsel im Winterschlaf zu überstehen. Anders der Australische Eulenschwalm. Der bis 500 Gramm schwere Vogel senkt in kühlen Winternächten seine Körpertemperatur um bis zu 10 Grad Celsius. Diesen so genannten Torpor – die kurzzeitig herabgesetzte Körpertemperatur mit Kältestarre – beobachtete das Team um Gerhard Körtner von der Universität von New England in Armidale (Australien) an freilebenden Vögeln, die es mit einem Minithermometer plus Sender ausgestattet hatte. Erst kurz vor Morgengrauen erwachten die Tiere aus ihrer Starre und suchten ihre Tagesplätze auf. Dort ließen sie sich von den Sonnenstrahlen vollends aufwärmen, sodass ihr Stoffwechsel wieder in Schwung kam. Diese Form des winterlichen Energiesparens war bislang nur bei gefiederten Leichtgewichten bis zu 80 Gramm Körpergewicht bekannt. Nun vermuten die Forscher, dass die kurzzeitige Starre unter Vögeln weiter verbreitet ist als bisher gedacht – erspart sie ihnen doch die mühselige Reise in den warmen Süden. (Nature, Bd. 407, S. 318)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 11 / 2000, Seite 31
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