Energietechnik: Kernfusion einmal anders
Auf den ersten Blick sieht die Ansammlung von Bildschirmen und Schaltknöpfen aus wie die überdimensionale Version eines Computerspiels, in dem es irgendwelche Verbrecher abzuknallen gilt. Aber hier treffen die Bezeichnungen wie "plasma guns" und "shot control" zu. Ich sitze im Kontrollraum für den Fusionsreaktor der Firma Tri Alpha Energy in Foothill Ranch (Kalifornien). Diese experimentelle Anlage ist der Prototyp eines Kraftwerks, in dem dasselbe Höllenfeuer entfesselt werden soll wie im Inneren eines Sterns oder einer Wasserstoffbombe. Als wir den nächsten Schuss vorbereiten und ich auf dem Bildschirm beobachten kann, wie die Arbeiter aus Sicherheitsgründen den Reaktorraum verlassen, wird mir doch etwas mulmig zu Mute.
Um die blechglänzende, zylindrische Vakuumkammer im Zentrum des Reaktors, die ungefähr so groß ist wie zwei Busse hintereinander, winden sich zwei Dutzend ringförmige Elektromagnete, jeder von ihnen größer als ich und dicker als mein Oberschenkel. Gleich werde ich die Temperatur im Inneren der Kammer auf zehn Millionen Grad ansteigen lassen – allerdings nur für einen winzigen Augenblick.
In einem Nachbargebäude des unscheinbaren Lagerhauses haben sich heute morgen vier Schwungräder, jedes sieben Tonnen schwer, mit Strom aus dem öffentlichen Netz auf Touren gebracht. Auf meinen Knopfdruck hin verwandeln sie ihre ganze angesammelte Bewegungsenergie in einen 20-Megawatt-Stromstoß. Die elektrische Ladung fließt in die Magnetspulen und füllt eine Reihe fetter Kondensatoren. Binnen zwei Minuten springen alle Anzeigen auf meinem Kontrollschirm von "aufladen" auf "fertig". Der Operator sagt "Achtung, Schuss" über Lautsprecher; Warnlampen blinken auf. Ich drücke den Auslöser. ...
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