Digitale Geisteswissenschaften: Auf Zeitreise durch das alte Venedig
Unweit der von Touristen bevölkerten Piazzas lockt die Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari, kurz Frarikirche, Freunde der sakralen Kunst und Historiker. Denn in den beiden zugehörigen Franziskanerklöstern füllen Karten, Monografien, Manuskripte und andere Aufzeichnungen aus dem goldenen Zeitalter der Republik Venedig insgesamt 80 Kilometer Regalbretter. Der Informatiker Frédéric Kaplan, Leiter des Digital Humanities Laboratory der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL), will sie nicht nur digitalisieren, um Wissenschaftlern gezielte Recherchen zu ermöglichen, sondern dabei sogar neues Wissen generieren.
Sein Team bedient sich nicht nur modernster Scanner und Algorithmen, um die überwiegend auf Latein oder in venezianischem Dialekt verfassten Schriften in Texte umzuwandeln, die sich per Computer etwa nach Stichworten durchsuchen lassen. Die Forscher setzen auch auf maschinelles Lernen, also auf Techniken, die große Datensätze selbstständig nach Mustern und Gesetzmäßigkeiten durchforsten. Diese "Zeitmaschine Venedig", wie die beteiligten Experten das Projekt nennen, weckt das Interesse von Epidemiologen und Wirtschaftsforschern, die sich aus den Daten zehntausender Bürger Hinweise über die Verbreitung von Krankheiten beziehungsweise zur Entwicklung von Märkten erhoffen ...
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