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Bindungsstörungen: Kinder brauchen Nähe

Aus verschiedenen Gründen erfahren manche Kinder in den ersten Lebensjahren zu wenig Zuwendung oder werden sogar Opfer von Gewalt. Spätestens in Kinder­garten oder Schule fallen sie dann als aggressiv, unzugänglich oder überängstlich auf. Was sollten Erziehende im Umgang mit ihnen beherzigen? Wie sieht eine sinnvolle Therapie aus?
Tragfähige Beziehung
"Lisa, komm sofort zu mir!" schimpft ihre Mutter Anne. Alle Zweijährigen in der Spielgruppe sitzen auf dem Schoß ihrer Mama. Alle außer Lisa. Die hat es sich gerade auf den Knien der Spielleiterin bequem gemacht und strahlt sie aus ihren blauen Augen an. Warum ihre Mutter darauf so heftig reagiert, können die anderen Frauen nicht nachvollziehen.
Anders Peter: Der viereinhalbjährige Junge gerät bei kleinsten Unstimmigkeiten in Wut. Nur seine Mutter schafft es dann, ihn zu beru­higen. Während das Zusammenleben zu Hause ­einigermaßen funktioniert, hat Peter außerhalb des gewohnten Umfelds regelmäßig "Aussetzer". Am liebsten würden seine Eltern gar nicht mehr mit ihm weggehen. Aus dem Kindergarten mussten sie Peter nach kurzer Zeit wieder herausnehmen, weil er andere Kinder gefährdete.
Emma dagegen ist dreieinhalb Jahre alt und hängt den ganzen Tag "wie eine Klette" an ihrer Mutter. Legen die Eltern sie abends ins Bett, schläft Emma meist sofort erschöpft ein. Doch kaum eine halbe Stunde später wacht sie weinend wieder auf. Wenn ihre Mutter sich neben sie legt, dämmert das Mädchen erneut weg, schreckt aber beim kleinsten Geräusch hoch. Oft will sie mitten in der Nacht mit ihren Eltern spielen.
Viele Paare, die ein Kind in Pflege genommen oder adoptiert haben, berichten von derartigen Erfahrungen ...

Kennen Sie schon …

Spektrum Psychologie – Bindung ist kein Schicksal

Wer sich als Kind ungeliebt fühlt, dem fällt es später im Leben schwerer, vertrauensvolle Bindungen einzugehen. Doch alte Beziehungsmuster lassen sich überschreiben. Wie, das erfahren Sie in dieser Ausgabe. Außerdem widmen wir uns Nachbarschaftsstreitigkeiten und klären, was Schönheit ausmacht.

Gehirn&Geist – Beziehungen: Wie sie prägen, wann sie stärken

Das Dossier widmet sich sozialen Beziehungen in all ihren Facetten: zwischen Partnern, Eltern und Kindern, Freunden oder in Gemeinschaften. Die Beiträge liefern wichtige, aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung. Sie verdeutlichen, wie heilsam und wichtig die Verbundenheit mit anderen ist, aber auch, wann sie schaden kann. So zeigt der Beitrag zum Thema Bindungsfähigkeit, dass die Erfahrungen der ersten Lebensjahre prägend sind. Doch Bindungsstile lassen sich ändern. Mit vernetzten Hirnscannern ergründen Mannheimer Forscherinnen und Forscher die Geheimnisse sozialer Interaktionen, die einiges über die Beziehung verraten. Das Hormon Oxytozin gilt als soziales Bindemittel. Ein reines Kuschelhormon ist es dennoch nicht. Auch Umarmungen spielen im Alltag vieler Menschen eine wichtige Rolle, aber erst jetzt beginnen Psychologen, dieses Verhalten zu verstehen.

Spektrum Kompakt – Abenteuer Familie

Miteinander leben und gemeinsam aufwachsen: Der Familienalltag bedeutet ein intimes Miteinander, das in guter Erinnerung bleiben will. Denn das Netzwerk aus Eltern und Geschwistern flicht Verbindungen solcher Art, die auch Jahre später noch prägend sein werden - ob positiv oder negativ.

  • Quellen
Literaturtipps

Brisch, K. H.: Bindungsstörungen. Von der Bindungstheorie zur Therapie. Klett-Cotta, Stuttgart 2009
Aktuelles Standardwerk zu Theorie und Behandlung

Brisch, K. H., Hellbrügge, T. (Hg.): Kinder ohne Bindung. Deprivation, Adoption und Psychotherapie. Klett-Cotta, Stuttgart 2006
Zur Bindungsproblematik bei Pflege- und Adoptivkindern


Quellen

Brisch, K. H. (Hg.): Bindung und frühe Störungen der Entwicklung. Klett-Cotta, Stuttgart 2011

Gleason, M. M. et al.:Validity of Evidence-derived Criteria for Reactive Attachment Disorder: Indiscriminately Social/Disinhibited and Emotiohnally Withdran/Inhibited Types. In: Journal of the American Academy of Child and Adolescence Psychiatry 50, S. 216-2311, 2011

Grossmann, K., Grossmann, K. E.: Bindungen. Das Gefüge psychischer Sicherheit. Klett-Cotta, Stuttgart 2004

van Ijzendoorn, M. H. et al.:Disorganized Attachment in Early Childhood: Meta-Analysis of Precursors, Concomitants, and Sequelae. In: Development and Psychopathology 11, S. 225-250, 1999

Bakermans-Kranenburg, M. J. et al.:Less is More: Meta-Analyses of Sensitivity and Attachment Interventions in Early Childhood. In: Psychological Bulletin, 129, S. 195-215, 2003

Gloger-Tippelt, G. et al.:Attachment Representations in 6-Year-Olds: Related Longitudinally to the Quality of Attachment in Infancy and Mothers' Attachment Representations. In: Attachment & Human Development 4, S. 318-339, 2002

Target, M. et al.:Attachment Representations in School-Age Children: The Development of the Child Attachment Interview (CAI). In: Journal of Child Psychotherapy 29, S. 171-186, 2003

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