Klimaforschung: Nasse Sommer durch schmelzendes Meereis?
In den letzten Jahren war Nordwesteuropa im Sommer nicht gerade von der Sonne verwöhnt, dafür stöhnten die Menschen im Mittelmeerraum teils unter extremer Hitze. Mitverantwortlich dafür könnte die Schmelze des arktischen Meereises sein, meinen Forscher um James Screen von der University of Exeter (England). In Simulationen stellten sie fest, dass sich Starkwindbänder in mehreren Kilometern Höhe (so genannte Strahlströme) bei geringer Eisbedeckung in der Arktis nach Süden verschieben – und mit ihnen niederschlagsreiche Wetterlagen (siehe auch SdW 3/2013, S. 76).
Den Modellrechnungen zufolge verlaufen Strahlströme, die sich sonst zwischen Schottland und Island bewegen, bei stark geschrumpfter arktischer Eisdecke über Großbritannien und Nordwesteuropa hinweg und bringen dort Regenwetter. Zugleich gehen dann im mediterranen Raum die Niederschläge zurück. Der Effekt sei aber schwächer ausgeprägt als die natürliche Variabilität, weshalb es auch bei geringer Eisbedeckung trockene Sommer in Nordwesteuropa geben könne.
In Nord- und Westeuropa kam es in den zurückliegenden Jahren außerdem vermehrt zu strengen Wintereinbrüchen. Viele Wissenschaftler erklären dies mit dem sommerlichen Abtauen in der Arktis, das den Polarwirbel schwäche und so der kalten arktischen Luft erlaube, weit nach Süden vorzustoßen. Ob der im Modell ermittelte Zusammenhang zwischen arktischem Meereis und Strahlstrom im Sommer auf ähnliche Weise zu Stande kommt, bleibt zu klären.
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