Klimaforschung: Riesiger Schmelzwasservorrat auf Grönland versteckt
Unter der Schneedecke im südlichen Grönland verbirgt sich ein rund 70 000 Quadratkilometer großer Flüssigwasserspeicher, den Geologen von der University of Utah in Salt Lake City jetzt mittels Bohrungen und Radaraufnahmen nachgewiesen haben. Die Schicht beginnt einige Meter unter der Oberfläche und hält Schmelzwasser fest, das aus vorherigen Sommern stammt. Unter der isolierenden Schneedecke gefriert es anscheinend selbst während der kalten Winter nicht.
Die Wissenschaftler um Richard Forster bestätigen damit frühere Vermutungen, wonach im grönländischen Firn – der Übergangszone zwischen Schnee und darunterliegendem Gletscher – enorme Wassermassen zumindest vorübergehend gespeichert werden. Der Firn hat nicht mehr die feine Kristallstruktur von Schnee, ist aber auch noch nicht so stark verdichtet wie Eis. Schmelzwasser, das während der warmen Jahreszeit in ihn einsickert, wird nach Ende des Sommers rasch von einer Schicht frisch gefallenen Schnees isoliert. Der Winterfrost dringt offenbar nicht durch sie hindurch, und die von unten kommende Kälte der Gletscher scheint nicht auszureichen, um das Schmelzwasser vollständig gefrieren zu lassen. Zwischen 320 und 1290 Milliarden Tonnen Wasser kann der grönländische Firn schätzungsweise aufnehmen, bis seine Poren gesättigt sind.
Forster und seine Kollegen vermuten, dass sich die Flüssigwasserspeicher vor allem in den niedrigen Breiten Grönlands ausbilden. Denn dort gibt es starke Niederschläge und ausgeprägte sommerliche Tauperioden. Auch im Westen der Insel wurden schon solche Speicher nachgewiesen. Indem der Firn das Schmelzwasser festhält, verlangsamt er – zumindest bislang – dessen Abfließen in Richtung Ozean und damit den Anstieg des Meeresspiegels.
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