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Ökologie: Klimaschutz auf Kosten der Natur

Die Europäische Union hat den Klimaschutzplan »Fit for 55« vorgestellt. Dessen Maßnahmen werden dazu führen, mehr Holz einzuschlagen, Anbauflächen für Nahrungspflanzen zu verlieren und die globale Entwaldung voranzutreiben. Ein Kommentar.
Traktor im Rapsfeld in der Uckermark

Es gibt viele mögliche Strategien, die weltweite Erwärmung auf ein beherrschbares Maß zu reduzieren und die globale Artenvielfalt zu erhalten. Nahezu alle von ihnen setzen voraus, dass die Menschheit ihre landwirtschaftliche Nutzfläche reduziert oder zumindest nicht weiter vergrößert. Genauer gesagt muss die Menschheit ihren terrestrischen Kohlenstoff-Fußabdruck verringern, sprich den Kohlenstoffverlust in Landökosystemen reduzieren, den die Land- und Forstwirtschaft verursacht. Da sowohl die Weltbevölkerung als auch die mittleren Einkommen weiter wachsen, werden die Staaten im Jahr 2050 etwa 40 bis 60 Prozent mehr Getreide benötigen als im Jahr 2010 – sowie bis zu 70 Prozent mehr Milch und Fleisch (siehe »Spektrum« Dezember 2022, S. 42). Selbst wenn man berücksichtigt, dass die Erträge in diesem Zeitraum ebenfalls zunehmen werden, dürfte das zusätzliche 100 bis 400 Millionen Hektar an globaler Anbaufläche erfordern. Die Trends in den bisher vorliegenden Fernerkundungsdaten deuten sogar darauf hin, dass der tatsächliche Zuwachs bei 450 Millionen Hektar liegen dürfte – eine Fläche anderthalbmal so groß wie Indien.

Es liegt auf der Hand, dass die Staaten mehr tun müssen, damit ihr terrestrischer Kohlenstoff-Fußabdruck nicht weiter wächst. Das lässt sich erreichen, indem man die Erträge von Ackerbau und Viehzucht steigert und zugleich die Nachfrage danach senkt, insbesondere jene nach Fleischprodukten, deren Erzeugung große Flächen beansprucht.

Außerdem muss die Menschheit ihre Emissionen aus fossilen Brennstoffen möglichst rasch reduzieren. Die Europäische Union, die eine Schlüsselrolle dabei spielt, steht vor der Verabschiedung eines ehrgeizigen Plans namens »Fit for 55«. Das ist ein Maßnahmenpaket, mit dem die EU ihre Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent senken will, bezogen auf den Stand von 1990. Im Mittelpunkt des Plans stehen neue Energiegesetze: eine überarbeitete Richtlinie, um den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 40 bis 45 Prozent zu erhöhen; strengere Emissionsobergrenzen für Fabriken und Kraftwerke; sowie Auflagen für die Luft- und Schifffahrtindustrie, um auf alternative Kraftstoffe umzusteigen. Die EU ist überdies dabei, Gesetze zu verabschieden, die die natürlichen Kohlenstoffspeicher an Land sowie die Biodiversität in Europa schützen und Abholzungsprojekte im Ausland einschränken sollen …

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  • Quellen

Fuchs, R. et al.: Europe's Green Deal offshores environmental damage to other nations. Nature 586, 2020

Potapov, P. et al.: Global maps of cropland extent and change show accelerated cropland expansion in the twentyfirst century. Nature Food 3, 2022

Schmitz, C. et al.: Land-use change trajectories up to 2050: Insights from a global agro-economic model comparison. Agricultural Economics 45, 2014

Searchinger, T. et al.: Creating a sustainable food future. World Resources Institute, World Bank & United Nations, 2019

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