Klostermedizin : Von Monte Cassino nach Bingen
Dass das Mittelalter in gesellschaftlicher wie wissenschaftlicher Hinsicht eine Epoche der Finsternis war, ist ein weit verbreitetes Klischee. Im 17. Jahrhundert ersonnen, um die Leistungen der eigenen Gegenwart durch den Kontrast zur düsteren Vergangenheit noch strahlender erscheinen zu lassen, prägte es unser Bild jener Zeit – auch in der Forschung. Beispielsweise sprach der Medizinhistoriker Julius Pagel, ein Pionier seines Fachs, um 1900 abwertend von einem Jahrtausend der Stagnation. Nur zögerlich gewannen Historiker ein differenzierteres Bild und trennten Fakten von Vorurteilen. 1964 bezeichnete der Heidelberger Arzt und Historiker Heinrich Schipperges das frühe und hohe Mittelalter als eigenartigste Epoche in der Geschichte der abendländischen Medizin und charakterisierte sie als Zeit ohne Universitäten, in der sich in Europa nur Benediktiner auf die Heilkunde verstanden, als »Zeitraum, den man deshalb auch als Epoche der Klostermedizin oder als Zeitalter der Mönchsärzte bezeichnet hat« …
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