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Königsstadt wiederentdeckt



Während ihrer Blütezeit vor gut 4000 Jahren war die Königsstadt Qatna neben ihrer großen nördlichen Rivalin Aleppo das bedeutendste Machtzentrum im alten Syrien. Doch 1375 vor Christus wurde sie von den aus Kleinasien (der heutigen Türkei) nach Süden expandierenden Hethitern zerstört. Eine französische Expedition fand schon 1927 die Überreste von Qatna im Ruinenhügel Tell Mischerfe 200 Kilometer nördlich von Damaskus. Die Ausgrabung wurde aber Anfang der dreißiger Jahre wieder zugeschüttet, so daß nicht einmal mehr ihre genaue Lage bekannt war. Unterstützt von der Antikendirektion Damaskus, begannen Tübinger Archäologen im Herbst 1999 wieder mit der Suche nach Resten der altsyrischen Kultur. Das inzwischen auf der Ruinenstätte gegründete Dorf wurde eigens in eine neuentstandene Kleinstadt am Fuße des Tell Mischerfe umgesiedelt. Unter dem Schutt der abgerissenen neuzeitlichen Häuser stießen die Forscher um Peter Pfälzner und Mirko Novak schon nach wenigen Zentimetern auf die Fußböden eines Palastes aus der mittleren Bronzezeit. Fünf Meter dicke Mauern aus ungebrannten Lehmziegeln und ein etwa 200 Quadratmeter großer Innenraum zeugen von den gewaltigen Dimensionen des einstigen Gebäudes. Das Grabungsteam hofft darauf, in einer der zahlreichen Bodenschichten die in Keilschrift abgefaßte Korrespondenz des Königs Ischi-Adad von Qatna zu finden.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 2000, Seite 15
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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