Neuroimaging: Mythos Gedankenlesen
Seit jeher rätseln Menschen, ob es wohl möglich wäre, die Gedanken anderer zu lesen. Anreize dafür gäbe es viele. So wäre es doch großartig, wenn wir die Gefühle unseres Partners oder unserer Partnerin besser erkennen könnten – dadurch ließen sich viele Missverständnisse verhindern. Gelähmten Patienten wiederum würde es mehr Lebensqualität verschaffen, per Willenskraft eine Prothese zu steuern. Allerdings böte das Gedankenlesen auch Raum für Missbrauch, etwa wenn wir die verborgene Einstellung eines Regimegegners enttarnen könnten. Es gibt also gute Gründe, sich eine solche Technik zu wünschen, und genauso gute, sich davor zu fürchten.
Gerade in jüngster Zeit hat das Thema auf Grund neuer Studien wieder für großen Medienwirbel gesorgt, dabei klingt Gedankenlesen zunächst nach reiner Utopie. Im Alltag entschlüsseln wir jedoch häufig recht gut, was in den Köpfen unserer Mitmenschen vor sich geht. Diese Fähigkeit ist als »Empathie« (mit anderen mitfühlen) beziehungsweise als »Theory of Mind« (fremde Gedanken nachvollziehen können) bekannt. Allerdings hat sie ihre Grenzen, wenn wir dafür nur rein äußerliche Zeichen wie Mimik, Gestik oder Stimmfärbung als Anhaltspunkte haben. Denn Menschen sind auch gut darin, ihre Gedanken zu verbergen.
Eine andere Möglichkeit ist deshalb, die Gedankenwelt direkt aus dem Inneren des Körpers abzulesen, dort, wo sich die Denkprozesse abspielen. Die Hirnforschung hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte in Richtung eines solchen technischen Gedankenlesens gemacht. Alle unsere Empfindungen, Gefühle, Erinnerungen und Wünsche sind in den Aktivitätsmustern unseres Gehirns codiert. Sollte es deshalb nicht ein Leichtes sein, sie daraus zu entnehmen?
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