Editorial: Kommando Abwehr
Die Einsicht, dass die Körperabwehr unser Fühlen und Handeln beeinflusst, ist vergleichsweise neu. Ebenso die, wie eng Immunfaktoren mit dem Gehirn zusammenarbeiten – und es sogar stetig unterstützen. Viele Jahre lang hielten Forscher die beiden Systeme für weitgehend unabhängig voneinander, schließlich hält die Blut-Hirn-Schranke Immunzellen in der Regel fern. Wie diese dennoch mit dem Gehirn interagieren, untersucht der Neurowissenschaftler Jonathan Kipnis an der University of Virginia School of Medicine in Charlotteville. Er sieht das Immunsystem sogar als eine Art siebten Sinn an, da es eindringende Mikroorganismen erkennt und dem Gehirn meldet (S. 12).
Inwieweit unsere Immunabwehr bei der Entstehung von bestimmten psychischen Störungen beteiligt ist, beschäftigt derzeit viele Forscher. Der Psychiater Ludger Tebartz van Elst beschreibt ab S. 20 den Fall einer Patientin, die sechs Jahre lang vermeintlich unter einer Schizophrenie litt. Tatsächlich steckte jedoch eine Autoimmunerkrankung hinter ihren Symptomen. Solche Befunde ermöglichen völlig neue Therapieansätze und wecken die Hoffnung, Menschen mit schlecht behandelbaren psychischen Erkrankungen in Zukunft besser helfen zu können.
Auch unser tagtägliches Verhalten kann die Immunantwort beeinflussen. Der Psychoneuroimmunologe Manfred Schedlowski etwa empfiehlt, regelmäßig Sport zu treiben, denn das wirkt entzündungshemmend (S. 26). Sollte es sich bei meinem Schonverhalten also nur um einen Fehlalarm handeln: dann schnell wieder die Joggingschuhe an und raus in die Kälte!
Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht
Liesa Bauer
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