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Kommentar: Die Strategie der Nasa steht am Scheideweg


Na also! Es hat doch geklappt. Der Esa-Astronaut Gerhard Thiele und seine Kollegen sind wohlbehalten mit der US-Raumfähre Endeavour zur Erde zurückgekehrt. Und ihre Mission war ein voller Erfolg. Eine Glanzleistung aller Beteiligten. Glückwunsch!

Oder sollte man sagen: Glück gehabt? Fünf Monate hatte sich der Flug verzögert, weil die Raumfähren der Nasa nicht starten durften. Der Grund: Letzten Juli hatte ein Kurzschluß in einem Shuttle fast zu einer Notlandung geführt; und Techniker fanden in der Folge in den Raumfähren mehr als 100 beschädigte Kabel. Offenbar hatte man es beim Verlegen der Kabelstränge an der nötigen Sorgfalt missen lassen.

Andere – zum Glück unbemannte – Unternehmungen der Nasa endeten mit Totalverlusten. Seit 1998 missglückten alle Starts von Titan-IV-Raketen. Innerhalb von drei Monaten gingen kürzlich zwei Marssonden verloren: die eine, weil angelsächsische und metrische Einheiten verwechselt wurden, die andere, weil sie eine Reihe komplexer Aktionen durchführen musste, für die kein Backup-System vorhanden war. Weil man zudem ein Funkgerät eingespart hatte, das über den Status der Sonde in dieser Phase hätte informieren können, bleibt der Grund für das Versagen wohl immer unbekannt.

Unabhängige Untersuchungen bringen nun die eigentlichen Ursachen der Fehlschläge ans Licht:

- starker Kostendruck;

- Verzicht auf Sicherheitsreserven;

- mangelhafte Qualitätskontrolle;

- Motivationsverlust und Unterbezahlung der Mitarbeiter;

- Abwanderung erfahrenen Personals;

- Fehlentscheidungen der Verwaltung.

Solcherlei kommt heutzutage auch in anderen Unternehmen und Branchen vor. Doch die komplexe Raumfahrttechnik verzeiht nichts. Was anderswo auf irgendeine Weise gerade noch „ausgebügelt“ oder abgeschrieben werden kann, führt hier fast immer zur Katastrophe.

Das von Nasa-Chef Dan Goldin forcierte Leitmotiv „billiger, schneller, besser“ läßt sich in dieser Dreierkombination nicht umsetzen, wie die schmerzliche Erfahrung zeigt. Die Nasa-Strategie steht erneut am Scheideweg.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2000, Seite 96
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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