Konversationsanalyse: Hä - oder: Wie wird unsere Sprache gesteuert?
Die Frage, wie Tiere miteinander kommunizieren, hat eine lange und schillernde Vergangenheit. In den 1950er Jahren beobachtete Nikolaas Tinbergen (1907 – 1988) das Balzverhalten von Stichlingen. Dabei fiel dem holländischen Biologen auf, dass die Bäuche der Männchen intensiv rot leuchteten, während die Tiere ihr Revier absteckten und Nester bauten. Die Farbe schreckte potenzielle Rivalen ab. In der Paarungszeit erwiesen sich die Stichlinge als ausgesprochen aggressiv und griffen alles an, was rot war und sich ihrem Revier näherte – ob Bauklötze, die Tinbergen vor das Aquarium hielt, oder rote Autos, die am Laborfenster vorbeifuhren.
Tinbergen kombinierte erstmals die Beobachtung natürlichen Verhaltens mit systematischen Experimenten und begründete damit die vergleichende Verhaltensforschung. Das brachte ihm 1973 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ein und entwickelte sich zu einer klassischen Methode zur Erforschung der Kommunikation von Tieren. Es liegt auf der Hand, einen Ansatz, der bei Tieren so erfolgreich war, auch beim Menschen zu verfolgen. Was verraten uns alltägliche Unterhaltungen zwischen Personen unterschiedlichster Kulturen über die Struktur der Sprache?
Eine Menge, glauben wir. Seit 2005 zeichnete unser Team von Linguisten in vielen Teilen der Welt die Alltagsgespräche von Menschen auf. Die Sprachproben analysierten wir dann in unserem Labor am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nimwegen (Niederlande). Dabei stellte sich heraus, dass Sprache eine Struktur besitzt, welche die Grammatik übersteigt und zugleich tiefer reicht als die Wörter, die wir gebrauchen. Diese »Infrastruktur« scheint in allen Kulturen sehr ähnlich zu sein, sei es auf den Reisfeldern in Laos oder an den Fjorden Islands ...
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