Schädel-Hirn-Traumata: Krieg im Kopf
Die Explosionen, die Tom in Afghanistan erlebte, erschienen ihm wie eine Art Musik. Die Detonation des Plastiksprengstoffs C4 klang wie ein extrem hoher Ton – kurz und schmerzhaft. Explosionen von Bomben aus Düngemitteln, eine Spezialität afghanischer Milizen, fühlten sich dagegen so an, als stünde man bei einem Rockkonzert direkt neben der Lautsprecheranlage. Die dumpfen Bässe schmerzten nicht unbedingt, aber sie liefen wie eine Welle durch den ganzen Körper und wirkten lange nach.
Er spürt sie noch immer. Tom, dessen richtiger Name auf seinen Wunsch hier ungenannt bleiben soll, arbeitete vier Monate als taktischer Berater für ein Bombenräumkommando der US-Armee in Afghanistan. Dabei stand er mindestens 18-mal weniger als 50 Meter von einem Explosionsort entfernt. Seine Schlafprobleme begannen noch vor seiner Rückkehr in die USA – genauso wie die Kopfschmerzen, das Klingeln in den Ohren und der Schwindel. Seine zunehmende Vergesslichkeit verschlimmerte sich zu Hause weiter. Mitunter stand er in einem Zimmer seiner Wohnung, ohne zu wissen, wie er dort hingekommen war. Einmal schlug er seiner Frau vor, ein neues Restaurant in der Stadt auszuprobieren. Sie erwiderte, dass sie nur wenige Tage zuvor bereits mit Freunden dort gegessen hätten.
Noch vor zwei Jahren wären diese Symptome als klassischer Fall einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) diagnostiziert worden, eines psychischen Leidens, das durch anhaltenden Stress in Extremsituationen verursacht werden kann. Aber Tom, inzwischen aus gesundheitlichen Gründen von der Armee freigestellt, ist fest davon überzeugt, dass die Explosionen, die seinen ganzen Körper erschütterten, auch sein Gehirn angegriffen haben. Und mittlerweile stimmen ihm viele Ärzte und Militärs zu ...
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