Für Mörder und Vergewaltiger sind die Zeiten seit 1985 denkbar schlecht. Damals beschrieb der britische Wissenschaftler Alec Jeffrey erstmals ein Verfahren, das zuvor Undenkbares möglich machte: Unscheinbarste Hinterlassenschaften am Ort des Verbrechens – ein einzelnes Haar, ein winziger Blutspritzer, ein kleiner Spermafleck oder Speicheltropfen – können den Täter eindeutig identifizieren. Die vergleichsweise einfache Labormethode eignet sich nicht nur, um Verbrechen aufzuklären. Mit der DNA-Typisierung – besser bekannt als „genetischer Fingerabdruck“ – können die Molekulargenetiker ebenso Väter ihren Kindern oder Wale dem Dosenfleisch zuordnen.

Das Erstellen und Analysieren genetischer Fingerabdrücke ist die wohl populärste Methode der kriminalistisch angewandten Biologie, aber keineswegs die einzige. Nicht minder aufschlussreich ist die Untersuchung von Leicheninsekten, die „forensische Entomologie“. Beide Forschungsmethoden haben den Ermittlern in den letzten Jahren geholfen, bislang als unlösbar geltende Fälle aufzuklären.

Mark Benecke, Molekularbiologe in Köln und Experte für rechtsmedizinische Fragen, beschreibt in seinem Buch ebenso kurz und bündig wie anschaulich und interessant den wissenschaftlichen Hintergrund beider Verfahren und ihre praktische Anwendung. Die wissenschaftlichen Sachverhalte sind verständlich und prägnant dargestellt; die Praxis schildert Benecke anhand spektakulärer Fälle, etwa die DNA-Beweise im Prozess gegen den amerikanischen Ex-Footballspieler O. J. Simpson.

"Sex and Crime" sind bekanntlich die Zutaten manch eines publikumswirksamen Buches. Benecke hat eine lesenswerte Mischung aus „Sex, Crime and Science“ geschaffen. Wem der schmale Band und seine oft drastischen Schilderungen von madenzerfressenen Leichnamen noch nicht genügen, der sei auf die Internetseite des rührigen Autors verwiesen (http://www.benecke.com).


Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2000, Seite 106
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH