Peru: Kultur als Überlebensstrategie
Im Rahmen des Projekts "Anden-Transekt" gingen und gehen Archäologen gemeinsam mit Naturwissenschaftlern der Frage nach: Wie entstanden die ersten Hochkulturen Südamerikas – und was war der Grund für ihren Untergang?
Dieser Artikel ist eine aktualisierte Fassung des Artikels "Kulturentwicklung als Überlebensfrage" in Spektrum der Wissenschaft Spezial 2/2011 "Im Bann der Wüste", S. 72.Fünf Millimeter Niederschlag fallen in der Atacama im Jahresdurchschnitt pro Quadratmeter; hier zu Lande geht diese Menge in wenigen Stunden nieder. Damit zählt die Wüste, die sich vom Norden Chiles entlang der peruanischen Küste bis an die Grenze zu Ecuador erstreckt, zu den trockensten der Erde. Und dennoch hat gerade diese unwirtliche Region die ersten Monumentalbauten in der Neuen Welt hervorgebracht: In Orten wie Caral, Aspero und Sechín Bajo entstanden schon um 3000 v. Chr., lange vor der Zeit der Inka, Tempel und Repräsentationsbauten. Wie sich diese Entwicklung zur Hochkultur vollzog, welche Einflüsse den Prozess förderten, verstehen Archäologen aber erst in Ansätzen.
Sicher profitierten die Menschen vom Fischreichtum der Pazifikküste und damit ausgerechnet von einem der Gründe für die große Trockenheit: Das kalte Wasser des Humboldtstroms trägt zu einer stabilen Luftschichtung bei, doch diese verhindert, dass über dem Meer aufsteigende Feuchtigkeit zur Küste transportiert wird. Auf der anderen Seite ist das kalte Wasser reich an Nährstoffen – und damit an Meerestieren. Die ältesten Fischerdörfer stammen aus dem 10. Jahrtausend v. Chr. Den Flüssen folgend, die den Niederschlag abführen, der während der Sommermonate hoch oben in den Anden fällt, gelangten die Menschen ins Landesinnere.
Wann aber begann in solchen Flussoasen der Ackerbau? Und reichte der mutmaßlich rege Warenaustausch zwischen Küste und Hinterland schon, um Entwicklungen anzustoßen, die in hierarchisch strukturierten Gemeinschaften mündeten, wie sie Monumentalarchitektur voraussetzt? ...
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