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Zoologie: Kupfergehärteter Zahn



Zur Verteidigung, zur Nahrungsaufnahme und als Stützgerüste bilden Lebewesen harte mineralische Strukturen wie Zähne, Knochen oder Panzer. Eine bislang einzigartige Variante dieser Biomineralisation entdeckten Forscher der Universität von Kalifornien in Santa Barbara und der österreichischen Montanuniversität Leoben jetzt bei dem primitiven Ringelwurm Glycera dibranchiata, einem bis zu vierzig Zentimeter langen räuberischen Bodenbewohner im Gezeitenbereich des Nordatlantiks.

Er verfügt über vier spitze Hohlzähne, mit denen er seine Beute – andere Ringelwürmer oder Kleinkrebse – packt und dabei ein Gift injiziert. Das gelähmte Opfer schlingt der Vielborster dann ähnlich wie eine Schlange nach Möglichkeit ganz hinab.

Die vier Giftzähne bestehen zu einem hohen Prozentsatz aus dem toxischen Schwermetall Kupfer in Form des Minerals Atacamit. Sie sind dadurch fast so hart wie der Zahnschmelz der viel höher entwickelten Wirbeltiere und nutzen sich deshalb nicht ab, wenn der Wurm bei der Nahrungssuche mit ihnen durch den Meeressand pflügt.

Wie G. dibranchiata das giftige und eher seltene Kupfer unbeschadet anreichern kann und warum er ausgerechnet dieses problematische Metall bevorzugt, ist noch ein Rätsel. Die Forscher vermuten, dass es neben der Zahnhärtung noch eine weitere Funktion erfüllt: Vielleicht dient es als Katalysator, der eine harmlose, gut speicherbare Vorform des Giftes erst während der Injektion aktiviert. (Science, 11. 10. 2002, S. 389)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2002, Seite 44
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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