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Kurzmeldungen


4. 1. 1998: Dinosauriereier von Laufvogel?

Eric Buffetaut von der Universität Paris und Jean Le Loeuff vom Dinosaurier-Museum in Espéraza entdeckten in Südfrankreich das 72 Millionen Jahre alte Skelett eines etwa 140 Kilogramm schweren straußähnlichen Vogels, dem sie den Namen Gargantuavis philoinos gaben. Die Existenz eines derart großen kreidezeitlichen Laufvogels bedeutet wohl auch, daß die in derselben Gegend gefundenen 20 Zentimeter großen Eier nicht, wie bisher angenommen, von Dinosauriern stammen.

6. 1. 1998: Virus schützt sich mit gestohlenem Gen

Ein Virus, das die Haut von Personen mit geschwächtem Immunsystem befällt, hat offenbar erst vor kurzem ein menschliches Gen in sein Erbgut übernommen, das ihm einen gewissen Schutz vor der Körperabwehr und vor ultravioletter Strahlung verleiht. Das entdeckten Bernard Moss vom US-Nationalinstitut für Allergien und Infektionskrankheiten in Bethesda (Maryland). Bei dem zugehörigen Enzym handelt es sich um eine Glutathion-Peroxidase, die schädliche Chemikalien zerstört. Diese sogenannten Peroxide werden von Immunzellen gegen Krankheitserreger ins Feld geführt und entstehen auch bei der Einwirkung von ultraviolettem Sonnenlicht.

7. 1. 1998: Superflüssiges Helium ein Bose-Einstein-Kondensat

Bei Temperaturen unterhalb -271 Grad Celsius bildet Helium eine seltsame Flüssigkeit ohne Viskosität, die über die Ränder von Gläsern kriecht. Schon seit langem wurde als Ursache vermutet, daß alle Atome einem gemeinsamen Zustand angehören und sich dadurch stets synchron bewegen, ohne aneinander anzustoßen. Dies hat Adrian Wyatt von der Universität Exeter (England) nun bewiesen, indem er mit einer Stoßwelle Atome aus der Flüssigkeit schlug und feststellte, daß sie alle absolut parallel in dieselbe Richtung davonflogen, was nur möglich ist, wenn sie sich zuvor in ein und demselben Bewegungszustand befunden hatten (Nature-, 1.1.1998).

10. 1. 1998: Jupiters Aurora

Auch auf dem größten Planeten des Sonnensystems gibt es Polarlichter. Sie werden jedoch nicht vom Sonnenwind verursacht, sondern von geladenen Teilchen, die vom Jupitermond Io abströmen. Nun gelangen mit dem hochempfindlichen neuen Imaging Spectrograph des Hubble-Teleskops scharfe Aufnahmen der Leuchterscheinung.

16. 1. 1998: Jungbrunnen für Zellen

Bei jeder Verdopplung der Erbsubstanz menschlicher Zellen geht ein Stück an den Enden der Chromosomen verloren. Sobald spezielle Schutzgruppen dort – die sogenannten Telomere – aufgebraucht sind, kann sich eine Zelle deshalb nicht mehr unbeschadet teilen. Das ist einer der Gründe für Altern und Tod. Woodring Wright und seine Mitarbeiter konnten nun Zellen unbegrenzt teilungsfähig machen, indem sie das Gen für das Enzym Telomerase einführten, das die Telomere nach jeder Mitose wieder auf die Ausgangslänge bringt (Science, 16.1.1998).

20. 1. 1998: Genetische Disposition für Bluthochdruck

Forscher um Winfried Siffert und Bernhard Horsthemke an der Universität Essen entdeckten, daß eine Mutation im Gen einer Untereinheit des G-Proteins – eines Signalüberträgers in der Zellmembran – das Bluthochdruck-Risiko verdoppelt. Die mutierte Untereinheit ist verstümmelt und dadurch leichter aktivierbar. So kommt es zu einer vermehrten Produktion von Muskelzellen in der Wand von Blutgefäßen und damit zu einer Gefäßverengung – mit Hypertonie als Folge.

25. 1. 1998: Die Uhr im Knie

Helles Licht kann die innere Uhr verstellen, die den Wach/Schlaf-Rhythmus des Menschen steuert. Dachte man bisher, die Strahlung müsse über die Augen aufgenommen werden, haben Scott Campbell und seine Kollegen an der Cornell-Universität in Ithaca (New York) nun gezeigt, daß die Beleuchtung der Kniekehle ebenso wirksam ist. Als Signalüberträger dienen offenbar lichtempfindliche Blutbestandteile wie Bilirubin und Hämoglobin (Science, 16.1.1998).

26. 1. 1998: Frühe Einbalsamierung

An einer 4150 Jahre alten ägyptischen Mumie aus einer Grabkammer bei Gizeh konnten Ulrich Weser und seine Mitarbeiter von der Universität Tübigen Balsamierungsstoffe wie etherische Alkohole, Cedrol, Guajakol und Harzkomponenten nachweisen. Dies widerlegt die bisherige Ansicht, daß Tote im Alten Reich noch nicht einbalsamiert, sondern nur getrocknet worden seien. (Nature, 22.1.1998).

29. 1. 1998: Kindliches Begriffslernen

Kleinkinder kategorisieren Objekte primär nach der Form statt der Funktion. Darauf deuten Experimente der Psychologin Barbara Landau von der Universität von Delaware in Newark hin, die Zwei- bis Fünfjährige aus einer Gruppe von Gegenständen einen verbal bezeichneten aussuchen ließ. Dabei wählten die Kinder etwa als Kamm – der im Sortiment nicht vorkam – Objekte, die zwar die entsprechende Form, aber keine Zähne hatten. Sollten sie dagegen die Haare ihrer Puppe kämmen, nahmen sie einen Spielzeugrechen oder eine Gabel.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 1998, Seite 14
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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