Das Gehirn neu verdrahten
"Die Gewohnheiten, die wir in der Kindheit ausbilden, machen keinen kleinen Unterschied, sondern tatsächlich den Unterschied schlechthin", verkündete der griechische Denker Aristoteles schon vor mehr als 2000 Jahren. Die jüngsten Ergebnisse der Hirnforschung stützen diese Lebensweisheit. Das Gehirn festigt die entscheidenden Nervenverbindungen in bestimmten monate- oder gar jahrelangen Phasen intensiver Entwicklung, die als kritische Perioden bekannt sind; die meisten treten in früher Kindheit auf, einige erst in der Adoleszenz. Neurowissenschaftler haben bereits kritische Perioden für Sehen, Hören, Sprache und verschiedene Formen sozialer Interaktion identifiziert. Während einer solchen Phase veranlassen etwa einfallende Licht- und Tonsignale das Gehirn, zwischen den Hirnzellen Verbindungen zu knüpfen, die bis ins hohe Alter bestehen bleiben.
Es kann schlimme Folgen haben, wenn eine kritische Periode nicht genutzt werden kann. Ein Kind wird dadurch mitunter sehbehindert oder anfällig für Autismus. Bei einem Säugling, der mit einer Linsentrübung in einem Auge zur Welt kommt und die Umwelt nur eingeschränkt wahrnimmt, können sich während der visuellen kritischen Periode, die mit acht Jahren endgültig endet, wichtige Verbindungen zwischen Hirnzellen nicht bilden. Danach hat das Kind nur noch eine extrem geringe Chance, seine normale Sehfähigkeit zu entwickeln. ...
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