Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Landwirtschaft: Wie Glyphosat die Welt eroberte

Das Herbizid wurde ursprünglich auf der Suche nach besseren Wasserenthärtern entwickelt. Wie es wirkt, verstand man erst, nachdem es in der modernen Landwirtschaft bereits allgegenwärtig geworden war.
Ein Traktor versprüht Agrarchemikalien auf einem Feld.
Glyphosat ist das meist verwendete Herbizid weltweit.

Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat, bekannt etwa unter dem Markennamen »Roundup«, hat die weltweite Landwirtschaft radikal verändert. Dabei war die Geschichte seiner Entdeckung und seines Erfolgs so sehr von Zufällen geprägt wie die kaum eines anderen Wirkstoffs.

Seit seiner Einführung im Jahr 1974 wurden weltweit mehr als 10 Millionen Tonnen Glyphosat versprüht. Ursprünglich erfolgte der Einsatz vorsichtig, um nur unerwünschtes Grün und keine Nutzpflanzen abzutöten. Als 1996 jedoch gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Markt kamen, die gegen die tödliche Wirkung von Glyphosat resistent sind, konnte man das Unkrautvernichtungsmittel bei diesen Nutzpflanzen ungehindert anwenden – und der Einsatz stieg explosionsartig an. 2019 wurde das Mittel allein in den USA auf durchschnittlich 121 Millionen Hektar (1,2 Millionen Quadratkilometer) Ackerland pro Jahr ausgebracht. Das entspricht etwa dem Fünffachen der gesamten Landfläche des Vereinigten Königreichs.

Hinter der Entdeckung des Mittels stehen ein außergewöhnliches Zusammentreffen einiger besonderer Faktoren und ein wissenschaftlicher Zufall. Wenn man biologisch aktive Substanzen nach rationalen Gesichtspunkten entwirft, untersucht man zunächst Verbindungen mit bekannter Wirkung. Anschließend stellt man leicht veränderte Versionen dieser Moleküle her, in der Hoffnung, sie mögen die gewünschten Aktivitäten in verfeinerter oder verstärkter Form haben.

Glyphosat wurde nicht auf eine solche Weise entwickelt – ganz im Gegenteil. …

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Akustische Kur gegen Stress

Naturgeräusche haben eine unglaublich beruhigende Wirkung auf uns. Wieso das so ist und wie Vogelgezwitscher und Wasserrauschen im Gehirn verarbeitet werden und auf unsere Psyche wirken, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der »Woche«. Außerdem: Läutet das KI-Zeitalter eine neue Ära der Physik ein?

Spektrum - Die Woche – Wie die Guinness-Brauerei den t-Test erfand

Wer hätte gedacht, dass eine Brauerei der Geburtsort für eine der wichtigsten mathematischen Methoden ist? Dem Guiness-Bier haben wir zu verdanken, dass Ergebnisse in der Wissenschaft als statistisch signifikant gewertet werden können. Außerdem in dieser »Woche«: Wie Rauchen das Immunsystem stört.

Spektrum - Die Woche – Jung, alternativ, rechts

Die diesjährigen Europawahlen haben gezeigt: Junge Menschen wählen vermehrt rechtspopulistische Parteien. Wieso sind diese Parteien für junge Wähler attraktiv? Mit dieser Frage beschäftigen wir uns in der aktuellen »Woche«. Außerdem: Ist das Konzept der Zeit eine Illusion der Quantenphysik?

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Boocock, M. R. und Coggins, J. R.:Kinetics of 5-enolpyruvylshikimate-3-phosphate synthase inhibition by glyphosate. FEBS Letters 154, 1983

Cornish-Bowden, A.:Why is uncompetitive inhibition so rare? A possible explanation, with implications for the design of drugs and pesticides. FEBS Letters 203, 1986

Duke, S. O.:The history and current status of glyphosate. Pesticide Management Science 75, 2017

Schönbrunn, E., et al.:Interaction of the herbicide glyphosate with its target enzyme 5-enolpyruvylshikimate 3-phosphate synthase in atomic detail. Proceedings of the National Academy of Sciences of the U.S.A. 98, 2001

Motta, E. V. S. et al.:Glyphosate perturbs the gut microbiota of honey bees. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 115, 2018

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.