Schlichting!: Lebendige Juwelen
Viele finden Fliegen lästig und würdigen sie kaum eines Blickes. Wer hingegen genau hinschaut, entdeckt die Farbenpracht, mit der sie und andere Insekten oft wie krabbelnde und schwirrende Edelsteine aus ihrer Umgebung hervorstechen. Der Effekt ist so überzeugend, dass beispielsweise die Schmeißfliege Lucilia sericata auch Goldfliege heißt. Je nach Perspektive changiert ihr Funkeln in der Sonne: Unter kleinem Einfallswinkel betrachtet schimmert das Insekt golden bis grünlich, während seitlich gesehen eher kürzere Wellenlängen und damit blaue Töne dominieren.
Weder diese Wandelbarkeit noch der metallische Glanz ist uns von den gewöhnlichen Farben vertraut. Diese entstehen meist einfach durch chemische Stoffe, die bestimmte Wellenlängen des weißen Lichts absorbieren und nur die entsprechenden Komplementärfarben zurückstreuen. Beispielsweise liegt die grüne Farbe von Pflanzen am Chlorophyll, das vor allem Blau und Rot aufnimmt. Und die unterschiedlichen Brauntöne der menschlichen Haut und des Haares hängen von der Konzentration des Pigments Melanin ab.
Demgegenüber haben wir es bei Insekten mit komplizierteren optischen Vorgängen zu tun. Hier spielen Interferenzeffekte eine Rolle, wenn Licht innerhalb einer mikroskopisch feinen Struktur mehrfach gebrochen und reflektiert wird. Daher spricht man auch von Strukturfarben. Manchmal treten sie gemeinsam mit Pigmenten auf; dann sieht man als Ergebnis die entsprechende Mischung. Erzeugt also beispielsweise das spezielle Oberflächengefüge eines Objekts eine blaue Interferenzfarbe und enthält selbst gelbe Pigmente, ergibt sich eine grüne Tönung. ...
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