Gedächtnis: Lernen im Schlaf? Na klar!
In Aldous Huxleys Roman »Schöne neue Welt« schläft ein kleiner Junge friedlich in seinem Bettchen, während im Radio ein berühmter Schriftsteller spricht. Als Reuben erwacht, kann er den gesamten Wortlaut der Rede wiedergeben – obwohl er noch nicht einmal die englische Sprache beherrscht! Diese Entdeckung nutzt die totalitäre Regierung in Huxleys dystopischer Zukunftswelt, um das Bewusstsein ihrer Bürger durch nächtliche Beschallung zu manipulieren. Aber so etwas ist natürlich nicht möglich … oder etwa doch?
Vermutlich weiß jeder, dass es sich ausgeruht besser lernt; dagegen wurde die Idee des Lernens im Schlaf in den vergangenen 50 Jahren von kaum einem Wissenschaftler wirklich ernst genommen. Angesichts neuerer neurowissenschaftlicher Erkenntnisse könnte sich das Blatt jetzt wenden. Zum einen findet ein wichtiger Teil der Lernprozesse offenbar tatsächlich während des Schlafens statt. Schon seit mehreren Jahren ist bekannt, dass frisch entstandene Erinnerungsinhalte nachts unbewusst reaktiviert werden, was dazu beiträgt, sie im Gedächtnis zu verankern. Zum anderen haben es Forscher inzwischen geschafft, genau diese nächtlichen Gehirnprozesse bei Versuchspersonen durch bestimmte Geräusche oder Gerüche gezielt zu steuern: Die Probanden konnten sich dadurch ausgewählte Dinge besser merken als andere. Und nicht zuletzt gelang es Wissenschaftlern, schlafenden Menschen einfache Lernzusammenhänge ganz neu zu »implantieren« …
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