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Gedächtnis: Lernen im Schlaf? Na klar!

Während wir tief schlummern, laufen im Gehirn wichtige Gedächtnisprozesse ab. Durch bestimmte Signale in der Nacht lässt sich die Erinnerung verbessern und sogar Neues lernen.
Mann mit Kopfhörern döst auf dem Rasen

In Aldous Huxleys Roman »Schöne neue Welt« schläft ein kleiner Junge friedlich in seinem Bettchen, während im Radio ein berühmter Schriftsteller spricht. Als Reuben erwacht, kann er den gesamten Wortlaut der Rede wiederge­ben – obwohl er noch nicht einmal die englische Sprache beherrscht! Diese Entdeckung nutzt die totalitäre Regierung in Huxleys dystopischer Zukunftswelt, um das Bewusstsein ihrer Bürger durch nächtliche Beschallung zu manipulieren. Aber so etwas ist natürlich nicht möglich … oder etwa doch?

Vermutlich weiß jeder, dass es sich ausgeruht besser lernt; dagegen wurde die Idee des Lernens im Schlaf in den vergangenen 50 Jahren von kaum einem Wissenschaftler wirklich ernst genommen. Angesichts neuerer neurowissenschaftlicher Erkenntnisse könnte sich das Blatt jetzt wenden. Zum einen findet ein wichtiger Teil der Lernprozesse offenbar tatsächlich während des Schlafens statt. Schon seit mehreren Jahren ist bekannt, dass frisch entstandene Erinnerungsinhalte nachts unbewusst reaktiviert werden, was dazu beiträgt, sie im Gedächtnis zu verankern. Zum anderen haben es Forscher inzwischen geschafft, genau diese nächtlichen Gehirnprozesse bei Versuchspersonen durch bestimmte Geräusche oder Gerüche gezielt zu steuern: Die Probanden konnten sich dadurch ausgewählte Dinge besser merken als andere. Und nicht zuletzt gelang es Wissenschaftlern, schlafenden Menschen einfache Lernzusammenhänge ganz neu zu »implantieren« …

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Gehirn&Geist – Lernen - Das Gedächtnis im Schlaf trainieren

Im Schlaf unbewusst wahrgenommene Reize können die Erinnerungsfähigkeit verbessern. Lassen sich Methoden der Hirnstimulation auch nutzen, um die Folgen neurologischer und psychischer Erkrankungen zu lindern? Außerdem: Wie lernt man Fremdsprachen am besten und erhöht somit seine Sprachkompetenz? Der Psychologe Mitja Back erklärt, was die narzisstische Persönlichkeit im Kern ausmacht und wie man am besten mit Narzissten umgeht. Laut einer populären Ansicht können psychische Störungen ansteckend sein – ähnlich wie eine Viruserkrankung. Was ist an dem Vergleich dran? Die Intelligenz von Tieren zu erforschen, funktioniert nur, wenn der Mensch sich dabei nicht in den Mittelpunkt stellt. Wie kann der Abschied von einer anthropozentrischen Verhaltensforschung gelingen?

Spektrum Kompakt – Schlafen und Träumen

Ob man morgens von einem mitreißenden Traum erzählt oder doch über Schlaflosigkeit klagt, hat verschiedene Einflussgrößen: Unter anderem verraten das Alter und die mentale Gesundheit, wie gut man schläft. Und wer seinen Schlaf beobachtet, kann darin sogar Vorboten künftiger Erkrankungen erkennen.

Spektrum - Die Woche – Tierisch gut geträumt

Träume sind nicht uns Menschen vorbehalten, auch Tiere sind während des Schlafs zeitweise in anderen Welten unterwegs. Was passiert dabei im Gehirn, welche Funktion erfüllt das Träumen? Außerdem in dieser »Woche«: Gigantische Leerräume im All liefern wichtige Daten für die astronomischen Forschung.

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  • Literaturtipp und Quellen

Literaturtipp

Walker, M.: Das große Buch vom Schlaf. Goldmann, 2018.

Der Schlafforscher von der University of California erklärt, wie uns guter Schlaf und Träumen gesund halten.

Quellen

Crick, F., Mitchison, G.: The function of dream sleep. Nature 304, 1983

Paller, K. A.: Sleeping in a brave new world: Opportunities for improving learning and clinical outcomes through targeted memory reactivation. Current Directions in Psychological Science 26, 2017

Oudiette, D., Paller, K. A.: Upgrading the sleeping brain with targeted memory reactivation. Trends in Cognitive Sciences 13, 2013

Rasch, B. et al.: Odor cues during slow-wave sleep prompt declarative memory consolidation. Science 315, 2007

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