Leserbriefe
Warum gibt es Großmütter?
Januar 2003
Begrenzte Zeit der Fruchtbarkeit
In diesem Artikel erwähnten Sie, es sei nicht erforscht, weshalb Frauen in der zweiten Lebensmitte unfruchtbar, während Männer bis ins hohe Alter zeugungsfähig seien. Die meisten Menschen jenseits der fünfzig sind physisch schlicht nicht mehr in der Lage, 24 Stunden ununterbrochen für ihre »Brut« da zu sein. Im Tierreich gibt’s schon gar keine alten Mütter! Fragen Sie Väter von früher oder heutige alte Väter über siebzig, die sich laut Yellow Press »rührend um ihren Nachwuchs kümmern«, wer denn die Süßen versorgt, wenn sie zahnen, krank, frech oder trotzig sind: Es sind die jungen Frauen der alten Väter, unverbrauchte, nervenstarke Mütter. Die Väter haben dann nämlich umgehend anderes zu tun.
Vor etwa fünf Jahren wurde einer sechzigjährigen Italienerin auf eigenen Wunsch ein befruchtetes Ei eingepflanzt; der gesunde Junge, den sie gebar, ist heute fünf oder sechs Jahre alt. Die Mutter – heute über 65 – gibt zu Protokoll, dass es ihr eigentlich viel zu viel sei, sie wird mit ihm nicht mehr fertig.
Großmütter unterstützen junge Familien, entlasten sie sporadisch oder in Notlagen, weil auch sie Verantwortung für Kinder kennen. Sie geben Erfahrungen an die nächste Generation weiter, denn die eigene »Brutphase« ist gottlob vorbei.
Marlies Fergenbauer, Frankfurt/Main
Mutter und Schwiegermutter im Spannungsfeld
Die Problematik »Schwiegertochter-Schwiegermutter« ist vermutlich einfacher gestrickt, als dies die Autoren darlegen. Die Tochter weist das Verhaltensmuster ihrer Mutter auf, d.h. sie vollzieht viele Handlungen etwas anders als die Schwiegermutter. Nun haben die meisten Menschen ein natürliches Problem damit, dass etwas anders läuft, als sie es für richtig halten, beziehungsweise sich von anderen in Handlungen hineinreden zu lassen, die sie gewohnt sind und in Ordnung finden.
Daraus ergibt sich ein natürliches Spannungsfeld zwischen den Akteurinnen, deren Stress sich in der Statistik der Autoren widerspiegelt. Allerdings dürfte sich das Spannungsfeld in den meisten Fällen im Laufe der Zeit abbauen, wobei Katalysatoren wie kleine Kinder nur positiv wirken können. Das sollte auch die Statistik zeigen: Der negative Effekt der Mutter des Vaters sollte beim ersten Kind besonders stark ausgeprägt sein und dann relativ schnell abnehmen.
Dr. Gilbert Brands, Krummhörn
Antwort des Autors Jan Beise:
Auch wir gehen von einem Spannungsfeld zwischen der Schwiegermutter und -tochter aus. Wir führen jedoch darüber hinaus noch an, worin diese Interessenunterschiede bestanden haben könnten. Dass beide Parteien unterschiedliche (genetische) Interessen haben, ist evolutionstheoretisch ein Faktum. Weiterhin sind das Phänomen der Vaterschaftsunsicherheit und ihre Konsequenzen im Verhaltenskontext bekannt und gut untersucht. Der spekulative Teil liegt in der Annahme, dass diese Interessenunterschiede unmittelbar für die differenzielle Kindersterblichkeit verantwortlich sind. Diese direkte Kausalität nachzuweisen ist theoretisch möglich, aber schwieriger, und erfordert einen anderen empirischen Ansatz.
Was Ihre Vermutung, dass der negative Effekt vom Geburtsrang abhängig sein sollte, betrifft, so fanden wir tatsächlich einen erhöhten Effekt für das erste Kind. Doch der Unterschied ist nicht besonders deutlich . und er wird auch nicht zunehmend geringer.
Der Homo oeconomicus auf dem Prüfstand
Forschung aktuell, Dezember 2002
In dem hier beschriebenen Experiment von Kahneman und Tversky wird den Versuchspersonen die Auswahl zwischen sicheren 80 Dollar und einem Glücksspiel mit einem Erwartungswert der Auszahlung von 85 Dollar angeboten.
Erwartungswerte werden mittels Wahrscheinlichkeiten berechnet, also den Grenzwerten relativer Häufigkeiten für den Fall, dass die Anzahl der Spiele gegen unendlich geht. Da aus Sicht der Versuchspersonen nur eine einzige Chance gegeben war, ist der Erwartungswert nicht aussagekräftig. In solchen Situationen ist es das Sinnvollste, aus allen sicheren Alternativen die beste zu wählen. Die Entscheidung für die 80 Dollar ist daher nicht irrational, sondern wirtschaftlich vernünftig.
Harald Meissner, Berlin
Antwort:
Nach Überzeugung der Statistiker ist der Erwartungswert selbst dann die maßgebende Größe, wenn es um eine nur einmal zu spielende Lotterie geht. Man kann das damit begründen, dass einem im Laufe des Lebens viele Entscheidungssituationen mit unsicherem Ausgang begegnen; der Erwartungswert der Gesamtauszahlung aus all diesen »Lotterien« wird der Summe der Einzel-Erwartungswerte zumindest nahe kommen. Es macht keinen grundsätzlichen Unterschied, ob es lauter verschiedene Lotterien sind oder immer dieselbe. In jedem Fall kommt derjenige am besten weg, der sich in jedem Einzelfall so verhält, dass der Erwartungswert der Auszahlung maximal wird.
Die Redaktion
Kupfergehärteter Zahn
Spektrogramm, Dezember 2002
Lebensnotwendiges Kupfer
In diesem Beitrag wird Kupfer als »toxisches Schwermetall« bezeichnet und in der Folge die Frage aufgeworfen, wie besagter Wurm sich vor einer Vergiftung schützt. Dazu ist zu sagen, dass Kupfer ein essenzielles Element ist. So hat der erwachsene Mensch laut WHO einen täglichen Bedarf von etwa zwei Milligramm. Kupfer findet sich in einer Vielzahl von verschiedenen Proteinen und Enzymen auch bei vielen Tieren wieder.
Die Aufnahme und Verarbeitung von Kupfer ist tägliches Geschäft vieler Lebewesen und die Toxizität von Kupfer entsprechend gering. Da der vorgestellte Organismus das Metall sogar zu seinen Zwecken noch anreichern muss, ist in diesem Zusammenhang die Bezeichnung als toxisch nicht angemessen, meiner Ansicht nach fehl am Platz. Beim Menschen wirkt sich in den seltenen Fällen einer Vergiftung mit Kupfer diese vornehmlich auf die Leber aus. Neben Stoffwechselerkrankungen können Probleme mit Kupfer bei Säuglingen auftreten, wenn bei der Nahrungszubereitung Kupfergeschirr (»India Childhood Cirrhosis«) oder Wasser aus Hausbrunnen mit niedrigem pH-Wert verwendet wird, das aus Kupferleitungen das Metall anreichert. Ich möchte hier nochmals unterstreichen, dass diese Fälle sehr selten sind und Kupfer für den Menschen normalerweise eben nicht toxisch ist.
Dr. Frank Reichwald, München
Erratum
Korallengärten in kalten Tiefen, Februar 2002
Auf der Seite 62, rechts oben muss es heißen: »Diese Lebensräume fielen selbst in Kaltzeiten nicht trocken, wenn der Meeresspiegel 120 Meter tiefer lag als heute.«
Die Redaktion
Was steuert uns, wenn wir am Steuer sitzen?
Technoskop, Januar 2003
Kein Feedback
Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei . aus verhaltenskybernetischer Sicht – um ein typisches Phänomen des fehlenden Feedbacks. Da durch die zunehmende Entwicklung des Fahrkomforts der Fahrer immer weniger sensorische Informationen über die Geschwindigkeit spürt, stellt der Fahrer sein Verhalten auf die (scheinbare) Langsamkeit des Fahrens ein. Die sensorischen Informationen sind beim Fahrer tendenziell in die Weite nach vorne gerichtet, wo Geschwindigkeit weniger wahrgenommen wird.
Durch die fehlenden Druckinformationen (kinästhetischer Sinn) eines Gegenwindes/Fahrtwindes entsteht auch hier die Illusion von Langsamkeit. Die ablesbare Geschwindigkeit auf dem Tacho reduziert sich dann auf eine eher abstrakte Information. Aus diesem Grund kann man auch beobachten, dass Fahrer in offenen Wagen tendenziell langsamer fahren – außer sie suchen den »Sinnesrausch«. Meiner Meinung nach führt kein Weg daran vorbei, will man die Anzahl der Straßentoten und Verletzten wirklich reduzieren, die Geschwindigkeiten der Autos zu drücken.
Axel Enke, Sinzig
Neues Design
Ich wollte Ihnen nur rückmelden, dass mir das neue Layout sehr gut gefällt. Es war richtiggehend ein Weihnachtsgeschenk für mich, das neu designte Heft Ende Dezember zu erhalten. Auch die Klebebindung ist ein großer Gewinn. Vielen Dank für Ihre hervorragende Arbeit.
Bernhard Bergmaier, Linz, Österreich
Das Layout erinnert mich irgendwie an den Focus. Die Gestaltung des Titels hätte nüchterner nicht sein können. Die Kombination von Titel und Schlagwörtern rechts daneben ist unübersichtlich. Die Fonds passen nicht. Der Inhalt ist aber – wie immer – gut.
Oliver Stahlhut, Hannover
Ist jedes Rechteck ein Trapez?,
Nachgehakt, April 2003
Lexikontext
Auch in meiner "Brockhaus Enzyklopädie" ist unter "Trapez" völlig richtig zu lesen "... 1) Geometrie: ein Viereck, das zwei parallele Seiten hat. ... 2) Segeln: ... 3) Turnen, ...". Allerdings stammt der entsprechende Band aus dem Jahr 1973. Bedauerlicherweise haben jüngere Brockhaus-Redakteure da offenbar "Modernisierungsbedarf" gesehen!
Werner Hanke, 91056 Erlangen
Formulierung präzisiert
Den zitierten Lexikontext, ein Trapez sei "ein ebenes Viereck mit zwei parallelen, nicht gleich langen Seiten", haben wir schon Mitte 1999 geändert, eben um die Formulierung zu präzisieren. Inzwischen ist kein Printwerk der Großen Brockhaus-Enzyklopädie erschienen, dafür sind wir (seit etwa 2000) im Internet präsent (xipolis.net, genauer: Brockhaus Enzyklopaedie im Web) und haben im vergangenen Jahr das Werk auf CD herausgebracht. In dem Brockhaus in fünf Bänden (erschienen 2000) und im Meyer-Taschenlexikon in 25 Bänden (letzte Ausgabe 2001) finden Sie den korrigierten Text, ebenso wie auf der CD/DVD Brockhaus Multimedial Premium (seit 2000).
Trotzdem tut es uns natürlich sehr Leid, dass manche ( früheren) Auflagen unserer Werke einen nicht korrekten Artikel enthalten.
Ingrid Schröder, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Leipzig
Vereinfachung mithilfe der Trapezformel
Als ehemaliger Berufsschullehrer habe ich mit meinen Schülern, unabhängig von deren schulischer Vorbildung, bei Ausbildungsbeginn immer die für den Berufsschulunterricht notwendigen mathematischen Grundlagen wiederholt.
Bezüglich der Berechnungen von Flächen waren nur Quadrat, Rechteck, Parallelogramm, Dreieck, Trapez und Kreis von Bedeutung. Wenn man von der Kreisfläche einmal absieht, lassen sich alle anderen oben genannten Flächen mit nur einer einzigen Formel, nämlich der Trapezformel berechnen. Die Schüler empfanden das durchweg als eine Vereinfachung.
In den mir bekannten Mathematikbüchern kann ich keinen Hinweis darauf finden, dass nicht nur die Vierecke (mit zwei parallelen Seiten), sondern auch Dreiecke eigentlich Trapeze sind.
Eduard Schmidt, Hürup
Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2003, Seite 6
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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