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Evolution des Menschen: Lieber nackt als mit Läusen im Pelz



Rein äußerlich unterscheidet sich der Mensch von den anderen Primaten vor allem durch eines: Er hat kein Fell. Abgesehen von Scham- und Kopfbehaarung bedeckt unsere Haut nur ein weicher Flaum. Die übliche Erklärung ist, dass der Frühmensch in heißen Klimazonen so seine Körpertemperatur besser regulieren konnte. Nun propagieren Mark Pagel von der Universität Reading und Walter Bodmer aus Oxford eine andere These. Demnach half Nacktheit vor allem gegen Parasiten. Aus dem Fell lassen sich Zecken, Flöhe und Läuse nur mühsam entfernen; dagegen ist befallene Kleidung rasch und einfach zu reinigen. Die beim Lausen gesparte Zeit stand für produktivere Tätigkeiten zur Verfügung. Auch die Übertragung von Krankheiten durch Parasiten war erschwert. Die entscheidende Frage ist nun, wann wir unser Haarkleid verloren. Nach Pagel und Bodmer dürfte das erst vor 500000 Jahren geschehen sein, als der Mensch gelernt hatte, mittels Behausungen, Feuer und Kleidung für eine angenehme Hauttemperatur zu sorgen. Nach den bisherigen Vorstellungen müssten wir dagegen schon vor 2 Millionen Jahren zum nackten Affen geworden sein. (Proc. Royal Soc. B: Biology Letters, 9.6.2003)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 2003, Seite 46
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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