Liegt die Zukunft in den Sternen?
Kaum eine andere Technik offeriert so hohe Datenraten derart kostengünstig wie der Internet-Zugang via Satellit - zumindest theoretisch.
Spielfilme im Abo direkt aus Hollywood, Lifeübertragungen der Meisterschaften im Sumo-Ringen via Internet – kein Problem, wenn in wenigen Jahren mehr als 400 Satelliten über unseren Köpfen kreisen. Denn sie machen Internet-Verbindungen tausendmal schneller als konventionelle Telephonmodems und vermeiden einige Probleme bodengebundener Dienste (vergleiche aber "Schrott im Orbit" von Nicholas L. Johnson, Spektrum der Wissenschaft, 1/1999, S. 80).
Beispielsweise leidet die Qualität von DSL-Signalen bei langen oder schlechten Telephonleitungen, LMDS-Daten scheitern an dichtbelaubten Bäumen oder Abschattungen durch Gebäude, Kabelnetze verlieren an Leistung, wenn zu viele benachbarte Haushalte gleichzeitig darauf zugreifen, und der Anschluß ans optische Fasernetz wäre meist zu teuer.
Satelliten empfangen und verstärken die von terrestrischen Antennen ausgesandten Funksignale und senden sie weiter. Sehr hohe Radiofrequenzen erlauben eng gebündelte Funk-"strahlen", und entsprechend klein können Sende- und Empfangs-Antennen auf den Dächern der Kunden sein (Spektrum der Wissenschaft, 6/1998, S. 62).
Zwei Typen von Systemen kommen in Frage. Zum einen geostationäre Satelliten, die in 36|000 Kilometern Höhe so schnell fliegen, wie sich die Erde dreht und über dem Äquator still zu stehen scheinen. Die Gegenanlagen auf der Erde sind dementsprechend fest ausgerichtet (allgemein bekannt durch das Satellitenfernsehen). Allerdings verzögert die große Entfernung zwischen Raumflugkörper und Antenne die Signale deutlich, doch sollten entsprechende Verarbeitungstechniken diesen Effekt kompensieren können. Dieses Problem vermeiden zum anderen Satelliten, die in Höhen unter 1500 Kilometern alle zwei Stunden unseren Planeten umkreisen. Doch hat dieser Vorteil seinen Preis: Die Antennen müssen der schnellen Bewegung folgen, dazu benötigen sie intelligente Steuerungen.
Experten schätzen die Kosten für ein globales Satellitennetz zwar auf vier bis mehr als zehn Milliarden Dollar, wenn aber die Bandbreite dynamisch zugeteilt wird, könnte ein einziges System mehrere zehn Millionen Abonnenten bedienen – die Investitionskosten sänken auf einige hundert Dollar pro Kunde (plus 500 bis 1000 Dollar für die Dachantenne). Die maximale Übertragungsrate wird wohl die von LMDS um den Faktor Zwei übertreffen, drei- bis sechsmal größer sein als bei Kabelmodems und das Zwölffache der von ADSL betragen. Glasfasern sind schneller, aber teurer.
Ein entscheidendes Argument für den Einstieg in die Satelliten-Dienstleistungen liefert vielleicht der Wettbewerb in der Branche: Es gibt einfach mehr Firmen, die Breitband-Dienste vermarkten wollen, als entsprechende, bodengebundene Netze verfügbar sind. Marktanalysten erwarten, daß Satelliten-Systeme schließlich 15 bis 20 Prozent der Breitband-Kunden bedienen werden. Es scheint also genug Raum für Konkurrenz im All zu geben.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 2000, Seite 91
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben