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Riechen: Lila Beruhigungsmittel

Lavendelduft macht bekanntermaßen ruhig und schläfrig. Verantwortlich dafür ist in erster Linie der Inhaltsstoff Linalool – der seine Wirkung tatsächlich nur dann entfaltet, wenn er über den Geruchssinn aufgenommen wird, wie japanische Forscher nun entdeckten. Typische Mittel gegen Angst- und Spannungszustände wie Valium oder andere Benzodiazepine gelangen nach der Einnahme in der Regel über Magen und Darm ins Blut und von dort aus an bestimmte Rezeptoren im Gehirn. Die Medikamente wirken effektiv, werden aber oft zu lange eingenommen und haben starke Nebenwirkungen. Zudem machen sie abhängig.

Lavendel hingegen habe keine solche Nachteile, berichten Hideki Kashiwadani von der Universität Kagoshima und seine Kollegen nach Experimenten an Mäusen: Die flüchtigen Inhaltsstoffe der Blüte wirken gar nicht, wenn sie geschluckt oder gespritzt werden oder in die Lunge gelangen und von dort ins Blut übertreten. Stattdessen muss der Lavendelduft in der Nase bestimmte olfaktorische Sinneszellen reizen, die dann Nervensignale an das Gehirn schicken. Nachgeschaltete Hirnprozesse beruhigen letztlich die schnuppernden Tiere. Nager ohne Geruchssinn reagieren weder auf Lavendelduft noch auf Linalool, auch wenn sie den Stoff über das Lungenepithel in den Körper aufnehmen.

Im Gehirn wirkt Lavendel dabei aber ähnlich wie die typischen Benzodiazepine auch: Beide aktivieren dieselben GABA-A-Rezeptoren. Blockierten die Forscher diese mit dem Wirkstoff Flumazenil, unterbanden sie auch die beruhigende Wirkung des Dufts. Lavendel oder Linalool dürften sich damit als vergleichsweise nebenwirkungsfreie und leicht anzuwendende Alternativen zu klassischen Beruhigungsmitteln anbieten, schließen die Forscher – zum Beispiel zur Beruhigung von Patienten vor einer einfachen Operation oder vor dem Einleiten einer Vollnarkose. Als generelle Einschlafhilfe hat sich der Duft ohnehin bereits bewährt.

  • Quelle
Front. Behav. Neurosci. 10.3389/fnbeh.2018.00241, 2018

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