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Bronzezeit: Liman Tepe – Trojas unbekannte Schwester

© Ulrich Schendzielorz
Die Archäologin Sıla Votruba bemüht sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen, wie es ihr die Kollegen von der Universität Haifa beigebracht haben. Zehn Meter unter der Wasseroberfläche schwebend, zeichnet sie mit einem Spezialstift einen kurzen Abschnitt einer bronzezeitlichen Mole auf eine Kunststofffolie. Vor mehr als 4500 Jahren florierte an diesem Ort an der heutigen türkischen Küste der Fernhandel zwischen den bronzezeitlichen Kulturen der Ägäis und denen Anatoliens. Liman Tepe, so der Name des Siedlungshügels im Ortsteil Iskele der Kleinstadt Urla, 40 Kilometer westlich von Izmir, erweist sich immer mehr als Eldorado für Frühgeschichtler.

Plötzlich hält Votruba inne. Steckt dort zwischen den Steinen der Hafenmauer etwa eine Scherbe? Vorsichtig schwimmt sie näher, vertreibt einen Fisch und versucht, das Objekt im trüben Wasser genauer zu betrachten. Stein oder Scherbe? Im letzteren Fall wäre es wunderbar, das Ornament eines Kraken zu entdecken, das einem Stempel "made in Mykene" gleichkäme. Keramik von der anderen Seite der Ägäis würde der türkischen Archäologin gut ins Konzept passen, denn sie schreibt ihre Doktorarbeit über die Handelsbeziehungen zwischen Liman Tepe und dem mykenischen Griechenland.

Bevor sie sich daranmachen kann, das fragliche Objekt genau zu kartieren und seinen Fundzusammenhang zu dokumentieren, geschweige denn es zu bergen, mahnt der Druckmesser zum Aufstieg, der Luftvorrat wäre andernfalls zu knapp, um noch auf fünf Metern den dreiminütigen Sicherheitsstopp einzulegen. Die Unterwasserarchäologin ist Mitarbeiterin des Izmir Region Excavations and Research Project (IRERP) der Universität Ankara...

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