Medizingeschichte: Lösten Klimaschwankungen die Pest aus?
Zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert wurde die Pest offenbar immer wieder neu aus Asien nach Europa eingeschleppt, vermuten Forscher um Boris Schmid von der Universität Oslo (Norwegen), nachdem sie den Zusammenhang zwischen historischen Klimaindikatoren und dokumentierten Pestausbrüchen untersucht haben. Demnach provozierten Klimaschwankungen in Asien wiederholt Pestausbrüche, die Jahre später in Europa ankamen.
Mitte des 14. Jahrhunderts verursachten Pestbakterien in Europa den "schwarzen Tod", eine Pandemie mit zirka 25 Millionen Toten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein kehrte die Krankheit immer wieder zurück. Wie Schmid und seine Kollegen anhand von Baumringanalysen feststellten, erfolgten diese Neuausbrüche stets etwa 15 Jahre nach größeren Klimaschwankungen in Asien.
Bereits bekannt ist, dass feuchte und kühle Jahre in Asien die dortigen Rennmauspopulationen zusammenbrechen lassen. Infolgedessen finden Flöhe, die im Fell der Mäuse leben, weniger Wirte und müssen auf andere Wirte ausweichen, etwa Menschen und ihre Haustiere. Da die Flöhe Pestbakterien übertragen, steigt hierbei das Risiko, dass es in der lokalen menschlichen Bevölkerung zu einem Ausbruch der Krankheit kommt. Im Mittelalter breiteten sich solche zunächst örtlich begrenzten Infektionswellen wahrscheinlich entlang der Handelsrouten und Schifffahrtswege nach Europa aus, was im Durchschnitt etwa 15 Jahre dauerte.
Mediziner rätseln seit Langem, warum die Pest in Europa jahrhundertelang wellenähnlich wiederkehrte. Einige Wissenschaftler postulierten, es habe damals ein ständiges Erregerreservoir gegeben, von dem aus sich die Keime immer wieder ausbreiteten – etwa eine latent infizierte Rattenpopulation. Die neuen Ergebnisse sprechen jedoch gegen diese Annahme.
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