Kathedralen: Zeichen der Macht
Wo immer sie errichtet wurden, prägten Kathedralen weithin sichtbar das Stadtbild. Künstlerischer Aufwand und geplante Dimensionen stießen hier bewusst an die Grenzen des damals Möglichen. Werkstattgemeinschaften und Bauhütten entwickelten eigens neue Organisationsstrukturen und Bautechniken. Kathedralen setzten aber nicht nur Maßstäbe in der Architektur, sondern auch in der Liturgie, waren sie doch Schauplatz aufwändiger Gottesdienste, zu denen die Gläubigen zu Hunderten zusammenströmten. Der Wandel christlicher Glaubensvorstellungen und Praktiken seit der Reformation bis in das 20. Jahrhundert hat freilich seine Spuren hinterlassen, so dass es schwierig ist, das ursprüngliche Erscheinungsbild der Monumente zu rekonstruieren. Mitunter bieten umfangreichere Restaurierungen eine Chance für genaue Untersuchungen bis hin zu Ausgrabungen.
Kaum jemand hatte beispielsweise geahnt, dass mitten in Deutschland eine Bischofskirche des frühen Mittelalters erhalten geblieben ist: Unter dem Fußboden der Mainzer Johanniskirche kamen 2013 Mauern eines Doms zu Tage, der zwischen 640 und 680 entstand – noch in der Zeit der Merowinger. Er wies aber bereits charakteristische Elemente späterer Zeit auf, war zum Beispiel "doppelchörig", hatte also Altarräume im Osten und im Westen, und ein recht großes Querschiff. Diese Kirche bot vor allem Raum für die Priesterschaft, denn das Langhaus, in dem sich die Gemeinde versammelte, nahm nur knapp ein Drittel der Gesamtfläche ein. Die einfachen Gläubigen kamen vermutlich nur an besonderen Festtagen zum Gottesdienst dorthin. ...
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