Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Nobelpreis für Chemie: Maschinen aus einzelnen Molekülen

Jean-Pierre Sauvage, J. Fraser Stoddart und Bernard L. Feringa werden für die Konstruktion molekularer Maschinen geehrt – vielleicht der Beginn einer neuen technologischen Ära.
B. Feringa, J. Fraser Stoddart und J.-P. Sauvage, Chemie-Nobelpreisträger 2016

Ben Feringa hat das Rad neu erfunden. Im Jahr 2011 präsentierte er ein nur wenige Nanometer großes "Auto", das aus einem einzelnen Molekül bestand. Angetrieben von Stromstößen aus einem Rastertunnel­mikroskop rollte es auf vier molekularen "Rädern" über eine Metalloberfläche. Das Konstrukt mag wie eine Spielerei anmuten, aber es markiert in den Augen vieler Fachleute eine technische Zeitenwende von ähnlicher Bedeutung wie die frühen Computer. Es handelt sich um eine der ersten molekularen Maschinen. Moleküle, die ihre räumliche Gestalt ändern und dadurch Entscheidendes bewirken, gab es bisher nur in lebenden Zellen, während die Chemiker die Form ihrer Produkte nicht zielgerichtet verändern konnten. Nun gerät die Sache in Bewegung.

Das Prinzip des Nanoantriebs hatte Feringa schon mehr als ein Jahrzehnt zuvor demonstriert: 1999 entwickelte er ein unscheinbares Molekül aus zwei Dreiringen, die über eine Doppelbindung verbunden sind. Dessen revolutionäre Eigen­schaften: Es ist so konstruiert, dass die beiden Dreiringe um die verbindende Doppelbindung rotieren, wenn man Energie zuführt – und zwar ausschließlich in eine Richtung. Feringas Maschine, die später in vierfacher Ausfertigung sein molekulares Auto antrieb, war der erste molekulare Motor von Menschenhand mit einer rotierenden Welle.

Ungefähr zur gleichen Zeit forschten Jean­-Pierre Sauvage und J. Fraser Stoddart an Konstruktionen, die auf einem völlig anderen Prinzip basierten: der topologischen Verstri­ckung. Gemeint sind damit zum Beispiel zwei ineinander­ hängende Ringmoleküle. Die Partner sind nicht chemisch aneinander gebunden, sondern aus mechanischen Gründen unzertrennlich, aber gleichwohl eingeschränkt gegeneinan­der beweglich. ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Akustische Kur gegen Stress

Naturgeräusche haben eine unglaublich beruhigende Wirkung auf uns. Wieso das so ist und wie Vogelgezwitscher und Wasserrauschen im Gehirn verarbeitet werden und auf unsere Psyche wirken, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der »Woche«. Außerdem: Läutet das KI-Zeitalter eine neue Ära der Physik ein?

Spektrum - Die Woche – Wie ich atme, so fühle ich

Ganz unbemerkt atmen wir täglich zirka 20.000-mal ein und wieder aus. Dabei ist das, was währenddessen in unserem Körper passiert, alles andere als banal. Und wird sogar von unserem Gemüt beeinflusst. Lesen Sie in der aktuellen »Woche«, wie die Teamarbeit von Hirn und Lunge gelingt.

Spektrum - Die Woche – Welche Psychotherapie passt zu mir?

Studien zufolge erkrankt jeder fünfte bis sechste Erwachsene mindestens einmal in seinem Leben an einer Depression. Doch wie finden Betroffene eine Therapie, die zu ihnen passt? Außerdem in dieser Ausgabe: Kolumbiens kolossales Problem, der Umgang mit Polykrisen und die Übermacht der Eins.

  • Quellen

Kudernac, T. et al.:Electrically Driven Directional Motion of a Four-Wheeled Molecule on a Metal Surface. In: Nature 479, S. 208 – 211, 2011

Peplow, M.:The Tiniest Lego: A Tale of Nanoscale Motors, Rotors, Switches and Pumps. In: Nature 525, S. 18 – 21, 2015

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.