Künstliche Intelligenz: Die Intelligenzformel
Was ist Intelligenz? Wie Psychologen schon lange wissen, ist dieser zentrale Begriff ihrer Wissenschaft schwer zu fassen, und die gängigen Intelligenztests fragen nach einer Mischung von Fähigkeiten. Der amerikanische Psychologe Howard Gardner ging in seinem Buch "Frames of Mind" (deutsch: "Abschied vom IQ") von 1983 so weit zu behaupten, es gebe nicht eine einheitliche Intelligenz, sondern viele verschiedene Formen. Die Idee schmeichelt unserem Ego, vor allem wenn wir uns nicht eines hohen IQs rühmen können: Je mehr Spezialintelligenzen es gibt, desto größer ist unsere Chance, wenigstens in einer von ihnen zu glänzen. Gleichwohl stieß Gardners Konzept in der Fachwelt auf heftigen Widerspruch.
Die Diskussion um das Wesen der Intelligenz erhält neue Nahrung, da in jüngster Zeit Maschinen Leistungen vollbringen, die bislang alle Welt ohne zu zögern als intelligent bezeichnet hätte. Als 1997 der Rechner "Deep Blue" den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow entthronte, galt das allgemein als epochales Ereignis. Damals wiesen einige Kommentatoren – quasi zum Trost – darauf hin, dass die Programme bei dem Brettspiel Go nur verblüffend mittelmäßige Leistungen zeigten. Aber inzwischen können es die Maschinen auch hier mit den Topspielern aufnehmen. Im Oktober 2015 gelang es einem von der Firma "DeepMind" entwickelten System, den amtierenden Go-Europameister zu schlagen, und kurz darauf, im März 2016, sogar den derzeit weltbesten Spieler Lee Sedol.
Im Damespiel ist die künstliche Intelligenz (KI) mittlerweile unschlagbar. Seit 1994 ist es keinem Menschen gelungen, das kanadische Programm "Chinook" zu besiegen; es verfolgt eine optimale, nicht weiter verbesserungsfähige Strategie. Nach der Spieltheorie muss es eine solche Gewinnstrategie für alle Spiele dieser Klasse geben. Sie für Schach zu berechnen, scheint allerdings auf mehrere Jahrzehnte hinaus noch unmöglich zu sein ...
Schreiben Sie uns!
2 Beiträge anzeigen