Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Festkörperphysik: Hochtemperatursupraleitung unter der Lupe

Dank eines neuen Experiments können Physiker die Elektronen in supraleitenden Cupraten genau vermessen – und so eine 35 Jahre alte Theorie bestätigen.
Eine runde, metallische Scheibe schwebt über einem zylinderförmigen, eisigen Podest, umgeben von Nebel. Ein Lichtstrahl beleuchtet die Szene von oben, was auf ein Experiment mit Supraleitung oder Magnetismus hinweist. Keine Menschen sind im Bild zu sehen.

Seit Jahrzehnten sorgt eine Familie von Kristallen für Kopfzerbrechen: So genannte Cuprate können bei ungewöhnlich hohen Temperaturen Strom widerstandsfrei leiten. Im September 2022 gelang es Physikerinnen und Physikern erstmals, die Supraleitung in einem dieser Stoffe auf atomarer Ebene zu beobachten – und damit die Ursache des rätselhaften Phänomens zu enthüllen. Die Elektronen scheinen sich durch ihre »Sprunghaftigkeit« in einen reibungslosen Fluss zu befördern, ganz im Einklang mit der Superaustausch-Theorie, die fast so alt ist wie das Geheimnis selbst. »Die Übereinstimmung von Experiment und Theorie ist erstaunlich«, so der Physiker André-Marie Tremblay von der Universität von Sherbrooke in Kanada.

Nun hoffen Fachleute, einem der wichtigsten Ziele der Festkörperphysik näherzukommen: den zu Grunde liegenden Mechanismus der Supraleitung zu verstärken, um Materialien zu entwickeln, die Strom bei noch höheren Temperaturen widerstandsfrei leiten können. Der Traum wäre, Raumtemperatur zu erreichen. »Falls die Superaustausch-Theorie korrekt ist«, so der Physiker J. C. Séamus Davis, der die neuen Experimente an der University of Oxford geleitet hat, »sollte es möglich sein, synthetische Materialien zu entwickeln, die ihre Supraleitfähigkeit bei hohen Temperaturen behalten …«

Von »Spektrum der Wissenschaft« übersetzte und bearbeitete Fassung des Artikels »High-Temperature Superconductivity Understood at Last« aus »Quanta Magazine«, einem inhaltlich unabhängigen Magazin der Simons Foundation, die sich die Verbreitung von Forschungsergebnissen aus Mathematik und den Naturwissenschaften zum Ziel gesetzt hat.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Ein alter KI-Ansatz für wahre maschinelle Intelligenz?

Wahre maschinelle Intelligenz – Transparenz und feste Regeln zeigen einen Weg, die KI die Fähigkeit geben könnte, logische Schlüsse zu ziehen. Außerdem: Eisen für die Energiewende verbrennen, das Paradoxon fehlender Information im Universum und Schaden Energydrinks dem Gehirn Jugendlicher?

Sterne und Weltraum – Raumzeit: Experimente zur Quantennatur

Die Relativitätstheorie Albert Einsteins ist das Meisterwerk zur Beschreibung der Schwerkraft. Seit Jahrzehnten steht aber die Frage im Raum, ob die Gravitation auf submikroskopischen Längenskalen modifiziert werden muss. Gibt es quantenhafte Austauschteilchen, die Gravitonen? In unserem Titelbeitrag stellen wir Überlegungen vor, wie man experimentell eine Quantennatur der Raumzeit testen könnte. Im zweiten Teil unseres Artikels zur Urknalltheorie beleuchten wir alternative Ansätze zur Dunklen Energie: das Local-Void- und das Timescape-Modell. Außerdem: Teil zwei unserer Praxistipps für die Astrofotografie mit dem Smartphone – Mond und Planeten im Fokus, die Ordnung im Chaos des Dreikörperproblems und woher stammen erdnahe Asteroiden?

Spektrum der Wissenschaft – Eine Theorie von allem: Lassen sich Quantenphysik und Schwerkraft vereinen?

Lassen sich Quantenphysik und Schwerkraft vereinen? In der aktuellen Ausgabe der PMT haben wir Beiträge für Sie zusammengestellt, in denen Forscherinnen und Forscher über die Ergebnisse ihrer Suche nach einer fundamentalen Theorie unserer Welt berichten. Entstanden ist eine erkenntnisreiche Sammlung an Beiträgen über die Quantennatur der Raumzeit, denkbaren Experimenten zum Nachweis von Gravitonen, Schwarzen Löchern, der Theorie der Quantengravitation, teleparalleler Gravitation und vielem mehr. Lesen Sie, welche Fortschritte es in den letzten Jahren gab, die Gesetze der Quantenwelt mit den geometrischen Konzepten von Raum und Zeit zu vereinigen, und welche Hürden dabei noch zu überwinden sind.

  • Quellen

Davis, J. C. S. et al.: On the electron pairing mechanism of copper-oxide high temperature superconductivity. PNAS 119, 2022

Davis, J. C. S. et al.: Detection of a Cooper-pair density wave in Bi2Sr2CaCu2O8+x. Nature volume 532, 2016

Tremblay, A.-M. et al.: Oxygen hole content, charge-transfer gap, covalency, and cuprate superconductivity. PNAS 118, 2021

Wang, Y. et al.: Relationship between the parent charge transfer gap and maximum transition temperature in cuprates. Science Bulletin 61, 2016

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.