Medizin: Siegeszug der CAR-T-Zellen
Crystal Mackall kann sich gut daran erinnern, wie skeptisch sie reagierte, als sie zum ersten Mal von künstlich veränderten T-Lymphozyten hörte. Es war im Jahr 1996; sie nahm an einer Tagung in Deutschland teil und saß im Publikum eines Vortrags, der davon handelte, ob sich mit modifizierten menschlichen T-Zellen möglicherweise Krebstumoren erkennen und abtöten lassen. Mackall, die als Kinderonkologin arbeitet, flüsterte ihrem Sitznachbarn zu: »Wie absurd. Das ist doch völlig verrückt.«
Inzwischen hat sich ihre Einstellung gewandelt. »Ich muss zugeben, ich lag damals total daneben«, sagt Mackall, die jetzt an der Stanford University in Kalifornien daran mitwirkt, modifizierte T-Lymphozyten für die Behandlung von Hirntumoren zu entwickeln. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat im Jahr 2017 erstmals solche Zellen, die als CAR-T-Zellen bezeichnet werden (CAR steht für chimärer Antigenrezeptor), als Wirkstoff gegen Leukämie zugelassen. In den Folgejahren wurden sie gegen diverse weitere Krebsarten eingesetzt, mitunter enorm erfolgreich. Sechs einschlägige Therapieverfahren haben bis heute die Zulassung erhalten; zehntausende Patientinnen und Patienten sind damit behandelt worden (siehe »Spektrum« Oktober 2017, S. 34).
Einst forschte bloß eine Hand voll Fachleute über CAR-T-Zelltherapien; heute sind es weltweit hunderte Arbeitsgruppen in Universitäten und Unternehmen. Mehr als 500 einschlägige klinische Studien laufen, zahlreiche weitere befinden sich auf dem Sprung vom Labor in die Klinik. Rund um den Globus arbeiten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen daran, modifizierte T-Lymphozyten weiterzuentwickeln und deren Fähigkeiten auszubauen. Dabei bewegen sie sich weit über die Grenzen der Krebsmedizin hinaus …
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