Migräne: Papa, mein Kopf tut weh!
Zu Beginn der 2000er Jahre frustrierte es den Kinderpsychologen Scott Powers zunehmend, dass junge Migräneleidende in der Forschung kaum Beachtung fanden. Medikamente, die sie erhielten, hatten Wissenschaftler hauptsächlich an Erwachsenen erprobt. Kinderärzte tappten im Dunkeln, welche Wirkstoffe am sichersten für die kleinen Patientinnen und Patienten waren und wie lange sie auf eine Besserung warten sollten, bevor sie ein anderes Mittel ausprobieren. Powers wünschte sich eine evidenzbasierte Anleitung. Deshalb entwarfen er und seine Kollegen am Cincinnati Children’s Hospital Medical Center in Ohio 2010 eine eigene Untersuchung zum Thema. Mit ihr wollten sie ermitteln, wie gut zwei vorbeugende Migränemittel im Vergleich zu einem Scheinmedikament bei Kindern und Jugendlichen wirkten.
Die Childhood and Adolescent Migraine Prevention (CHAMP) Study begann 2012. Insgesamt nahmen 328 Heranwachsende im Alter von 8 bis 17 Jahren teil. Die Forscher ordneten die Probanden nach dem Zufallsprinzip drei Gruppen zu: Ein Drittel bekam ein Placebo, ein weiteres das Antidepressivum Amitriptylin und das dritte das Antiepileptikum Topiramat. Auf Grund früherer Beobachtungen vermutete das Team, dass selbst das Scheinmedikament eine deutliche Besserung bewirken würde. In Umfragen vor Beginn der Studie gaben Ärzte an, sie würden eine Arznei, die nur 10 bis 15 Prozent besser als ein Placebo abschneidet, weiterhin verschreiben.
Powers plante, den Placeboteil der Studie einzustellen, sobald frühe Ergebnisse einen klaren Nutzen von einem der Wirkstoffe zeigten. Doch nach einer Zwischenanalyse unabhängiger Statistiker wurde die Untersuchung im November 2015 komplett beendet. Das Scheinmedikament hatte nämlich genauso gut gegen Migräne gewirkt wie die beiden Arzneien…
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