Migräneaura: Mysteriöse Vorboten
2012 erhielt der Neurologe Andrew Charles einen Anruf von einem 70-jährigen Ingenieur, der seit seiner Jugend unter Migräne gelitten hatte. Der Mann, der sich als P. V. vorstellte, erzählte ihm von den visuellen Symptomen, die er oft vor Beginn einer Attacke erlebte. In den vorangegangenen 18 Jahren hatte er jede einzelne von ihnen aufgezeichnet – durchschnittlich 80 pro Jahr.
Wann immer er den Anflug einer Attacke spürte, nahm P. V. ein Blatt Papier zur Hand und skizzierte, was er sah. Mit der Akribie eines Ingenieurs ließ er eine Stoppuhr laufen und malte die sich verändernden visuellen Phänomene jede Minute neu – bis sie verschwanden, was normalerweise nach 25 bis 30 Minuten der Fall war. Er wollte von Charles wissen, ob seine Zeichnungen für Migräneforscher nützlich sein könnten. Der Wissenschaftler lud ihn in sein Büro an der David Geffen School of Medicine an der University of California in Los Angeles ein. Bald darauf kam P. V. vorbei und legte einen Stapel aus mehr als 1000 Papieren auf seinem Schreibtisch ab.
Die Beeinträchtigungen begannen bei P. V. in der Regel als kleine, lokale Störungen im Gesichtsfeld. Meistens weiteten sie sich zu einer halbmondförmigen Struktur aus, die sich dann langsam in verschiedene Richtungen ausbreitete. Den Rand der Sichel machte ein flackerndes, sich wandelndes Band aus zickzackförmigen, mehrfarbigen Linien aus; in der Fachsprache nennt man die Erscheinung Fortifikation. Ihr schloss sich ein Bereich mit verminderter Sehschärfe an, ein so genanntes Skotom…
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