Migräne: Schmerzen durch Schmerzmittel
Im Jahr 1980 kam eine 60-jährige Patientin zur Universitätsklinik für Neurologie in Tübingen auf die Station, die einer von uns (Hans-Christoph Diener) zu der Zeit als Oberarzt betreute. Die Frau, die wir stationär aufnahmen, litt schon lange unter chronischen Kopfschmerzen. 40 Jahre zuvor hatten Ärzte bei ihr eine Migräne diagnostiziert. Anfangs, so erzählte sie, hatte sie zwei- bis dreimal pro Monat Migräneattacken. Mit der Zeit schränkte die Krankheit sie zunehmend ein, außerdem veränderten sich ihre Beschwerden. Als sie zu uns kam, quälten sie beinahe täglich Symptome, die Charakteristika einer Migräne hatten – pulsierende und pochende Kopfschmerzen, die sich bei körperlicher Anstrengung verstärkten und mit Übelkeit einhergingen. Manchmal traten hingegen dumpf-drückende Kopfschmerzen in den Vordergrund, die sich deutlich von der ursprünglichen Migräne unterschieden. Die Schmerzen waren bereits beim Aufwachen da und besserten sich nicht, bis sie zu Bett ging. Im Gespräch gab die Patientin an, mehrmals am Tag Medikamente gegen die Migränebeschwerden einzunehmen. Als ich sie auf der Station kennen lernte, war sie massiv abgemagert; wegen einer entzündlichen Darmerkrankung war sie einige Male im Krankenhaus gewesen. Zudem litt sie unter der Herzerkrankung Angina pectoris und unter Durchblutungsstörungen der Beine. Sie fühlte sich niedergeschlagen und hatte ausgeprägte Schlafstörungen.
Meine Kollegen und ich vermuteten, dass einige ihrer Beschwerden – inklusive der Verschlechterung der Kopfschmerzen – mit den Medikamenten zusammenhängen könnten, die sie regelmäßig einnahm…
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben