Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Stereosehen: Mit allen beiden sehen Sie besser!

Was machen Sie, wenn Sie ein Auge schließen und trotzdem Kaffee in eine Tasse gießen sollen, ohne mit den Händen die Entfernungen zu tasten? Wackeln Sie mit dem Kopf. Ihr Gehirn empfängt dann zwei geringfügig verschiedene Netzhautbilder, und zwar nicht, wie üblich, gleichzeitig von beiden Augen, sondern nacheinander, kann aber immer noch aus den Unterschieden auf die Entfernungen schließen – jedenfalls wenn Sie mit beiden Augen räumlich sehen können. Diese Fähigkeit kann insbesondere durch unbehandeltes Schielen in der Kindheit gestört sein.

Die beiden Netzhautbilder unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch, dass der nahe Gegenstand gegenüber dem fernen Hintergrund um einen kleinen Winkel versetzt erscheint. Um also mit zwei bloßen Augen - in deren naturgegebenem Abstand - Entfernungen zu schätzen, braucht man ein gutes Winkelauflösungsvermögen der Augen. Dieses ist wie bei jedem abbildenden System einerseits begrenzt durch die wellenoptischen Beugungseffekte – je kleiner der effektive Linsendurchmesser, desto schlechter –, andererseits durch die Struktur, auf der das reelle Bild entsteht: die Pixelgröße in der Digitalkamera, die Körnigkeit beim Film, der Abstand der Sehzellen im Auge. Beim Menschen handelt es in der Netzhautmitte fast ausschließlich um die Zapfen (bitte nicht als Zäpfchen bezeichnen: solche gibt es im Hals oder auch aus der Apotheke).

In der Evolution sind die Zapfen nicht wesentlich kleiner geworden als die wellenoptische Begrenzung; das hätte ja auch keinen Zuwachs an Information geliefert. Dass unsere Augen und die anderer Wirbeltiere nicht wesentlich größer geworden sind, mag daran liegen, dass...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Neuer Blick auf die Physik: Neuer Blick auf die Physik

Geometrische Folgen und Pseudo-Einheiten • Alle Tiere der Welt und die Staatsverschuldung in Dezibel • Spiele mit Dimensionen • Zu Gast bei Liliputanern • Worum dreht es sich eigentlich? • Romantische Nächte im Erdenschein • Coriolis - Schein oder Nichtschein? • Himmelsmechanik mit Reibung • Kalendergeschichten • Fachwerkbrücken und andere Nullsummenspiele • Falltür, Jo-Jo und Billard • Die Unruh, das Pendel und der Schmetterlingseffekt • Wundergarten der Polyeder • Mit allen beiden sehen Sie besser! • Bezaubernde Bildnisse • Falsche Töne, die Unbestimmtheitsrelation und die Farbe der Tomate

  • Erratum
Im Kasten "Stereobilder" auf S. 44 muss es statt "die gelbe Figur an der Ihnen zugewandten Wand" heißen "... an der Ihnen abgewandten Wand". Gemeint ist die Rückwand des fiktiven Kastens. Eduard Baumann aus Le Mouret (Schweiz) hat uns auf den Fehler aufmerksam gemacht.

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.