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Musik und Bewegung: Aufforderung zum Tanz

Wer regelmäßig tanzt, bringt Körper und Geist in Schwung. Selbst Patienten mit schweren Hirnerkrankungen können davon profitieren.
Mit Gefühl

Lächelnd geht Bernd König auf seine Mutter zu. Die 71-Jährige erhebt sich mühsam von ihrem Stuhl. Ihre Mimik hellt sich auf. Musik erklingt, ein Walzer. Mit den ersten Takten nimmt das Tanzpaar Haltung an. Scheinbar mühelos drehen sie ein paar Runden über das Parkett.
In diesem Moment ist für Außenstehende kaum zu erkennen, wie ungleich dieses Paar doch ist: Rita König leidet an einer bereits fortgeschrittenen Demenzerkrankung. Ihr Kurzzeitgedächtnis versagt den Dienst, und sie vermag keine zusammenhängenden Sätze mehr zu bilden. Selbst grobmotorische Bewegungen fallen ihr zunehmend schwer; bei der körperlichen ­Hygiene ist sie auf Hilfe angewiesen. Wie die meisten Demenzpatienten wird Frau König bald einen Rollator, später gar einen Rollstuhl brauchen.
Dies alles ficht Mutter und Sohn in ihrem sichtbaren Enthusiasmus nicht an. Nach einigen Runden ist Schluss, die Tänzerin setzt sich erschöpft. Vor allem eines wird hier deutlich: Auch angesichts massiven geistigen Verfalls lohnt sich für diesen Moment das Leben.
Ähnliches lässt sich bei etlichen Tanzveranstaltungen beobachten, zu denen auch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft regelmäßig einlädt. Denn Tanzen bedeutet mehr als eine ­nette Freizeitbeschäftigung, die nur den Alltag verschönert. Wissenschaftliche Studien der letzten Jahre belegen, dass dieses Kulturgut gerade hinsichtlich Wohlbefinden, Lebensqualität und Gesundheit große Chancen birgt ...

Der tanzende Kakadu
Kakadu "Snowball" tanzt zu "Another One Bites the Dust".

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  • Quellen und Literaturtipp

Literaturtipp

MacDonald, R. et al. (Hg.): Music, Health, & Wellbeing. Oxford University Press, Oxford 2013
Zusammen mit dem Musikpsychologen Raymond MacDonald und der Psychologin Laura Mitchell hat ­Gunter Kreutz Forschungsergebnisse zu Musik, ­Gesundheit und Wohlbefinden zusammengestellt.


Quellen

Ahmari, S. E. et al.:Repeated Cortico-Striatal Stimulation Generates Persistent OCD-Like Behavior. In: Science 340, S. 1234-1239, 2013

Brown, S. et al.:The Neural Basis of Human Dance. In: Cerebral Cortex 16, S. 1157-1167, 2006

Duncan, R. P., Earhart, G. M.:Randomized Controlled Trial of Community-Based Dancing to Modify Disease Progression in Parkinson Disease. In: Neurorehabilitation and Neural Repair 26, S. 132-143, 2012

Keogh, J. W. L. et al.:Physical Benefits of Dancing for Healthy Older Adults: A Review. In: Journal of Aging and Physical Activity 17, S. 479-500, 2009

Kirschner, S., Tomasello, M.:Joint Music Making Promotes Prosocial Behavior in 4-Year-Old Children. In: Evolution and Human Behavior 31, S. 354-364, 2010

Kreutz, G.:Does Partnered Dance Promote Health? The Case of Tango Argentino. In: Journal of the Royal Society for the Promotion of Health 128, S. 79-84, 2008

Patel, A. D. et al.:Experimental Evidence for Synchronization to a Musical Beat in a Nonhuman Animal. In: Current Biology 19, S. 827-830, 2009

Quiroga Murcia, C. et al.:Emotional and Neurohumoral Responses to Dancing Tango Argentino: The Effects of Music and Partner. In: Music and Medicine 1, S. 14-21, 2009

Quiroga Murcia, C. et al.:Shall we Dance? An Exploration of the Perceived Benefits of Dancing on Wellbeing. In: Arts & Health 2, S. 149-163, 2010

Tomlinson, C. L. et al.:Physiotherapy versus Placebo or no Intervention in Parkinson's Disease. In: Cochrane Database of Systematic Reviews 7, CD002817, 2012

Verghese, J. et al.:Leisure Activities and the Risk of Dementia in the Elderly. In: New England Journal of Medicine 348, S. 2508-2516, 2003

Winkler, I. et al.:Newborn Infants Detect the Beat in Music. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 106, S. 2468-2471, 2009

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