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Nachgehakt: Frische dank Chips


Oder: Wie intelligent wird das Intelligente Haus?

Hausfrauen und -männer dürfen aufatmen: Der Trocknung und Verderbnis von Backwaren können sie bald modernste Elektronik entgegensetzen. Für gerade mal 3,6 Millionen Mark öffentlicher Gelder entwickeln Hochschulen – in enger Kooperation mit Unternehmen – neuartige Frischhaltesysteme, darunter auch einen intelligenten Brotkorb. Der Trick: Sensoren messen darin Feuchte und Temperatur, ein Prozessor sorgt für das Öffnen oder Schließen einer Belüftungsklappe. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für das moderne Haushaltsmanagement.

Doch werden die Forscher auch daran denken, diese neue Küchenzier netzwerkfähig zu machen, will sagen, in den Verbund zahlreicher elektronischer Helfer zu integrieren? Schließlich: Unser Haus soll intelligenter werden! Dann könnte der Brotbewahrer mit der Heizung über eine leichte Temperaturminderung verhandeln. Oder Meldung machen, daß trotz eifrigen Bemühens der Brötchen-Knackheitsgrad statistischer Berechnung zu Folge mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit signifikant unter dem Optimalwert liegt. Damit nicht genug, erschließt sich zu diesem Komfort bald auch per Haushaltsgerät die ganze Fülle ethnischer Kochkünste via World Wide Web: Global kitchen.

Zweifelsohne wäre es nett, Backwaren, Obst und Käse ohne aufwendige Kühlung, allein durch kontrolliertes Lüften frisch halten zu können. Fraglos birgt die zunehmende Vernetzung von Heim und Welt Vorteile, doch wird das Intelligente Haus schlauer sein als der hochgerüstete PC der Gegenwart? Was tun, wenn der Elektroherd einen „Error 123“ meldet? Ein Blick ins Handbuch, in dem die Nummer vermutlich nicht aufgeführt ist, Anwählen der Webseite des Herstellers über die Mikrowelle? Wahrscheinlich: Neustart. Und die Ungewißheit über das Warum. Vielleicht veranlaßte eine Toast-Rückholaktion – per E-Mail eingegangen – den Brotkorb zu einer Modifikation der zentralen Einkaufsliste, löste damit aber aufgrund von Treiberkonflikten eine „schwere Zugriffsverletzung“ aus.

Fazit: Wenn Männer und Frauen über die Taktrate von Toastern diskutieren, mag dies der Gleichberechtigung förderlich sein. Dennoch würde ich mir wünschen, daß die künftige Haustechnik intelligent genug ist, im Verborgenen zu wirken.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 1999, Seite 94
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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