Napata: Die schwarzen Pharaonen
So interessant fand der renommierte französische Ägyptologe Auguste Mariette (1821 – 1881) den Bericht eines ägyptischen Offiziers, dass er dessen Entdeckung im Nordsudan selbst in Augenschein nahm. Am Fuß des Dschebel Barkal, einer markanten Felsformation nahe dem Nilufer, gut 30 Kilometer flussabwärts vom vierten Katarakt, war dem Soldaten 1862 eine gut zwei Meter hohe Stele aufgefallen. Ausführlich schildert eine Hieroglypheninschrift darauf den siegreichen Feldzug eines schwarzafrikanischen Königs namens Pije gegen Ägypten. Ungewöhnlich detailliert informierte sie ihre Betrachter, wie jener Herrscher nach Norden vorgerückt war, und welche Reiche und Fürstentümer sich ihm freundlich oder feindlich gesinnt zeigten. Pije gilt als Begründer der 25. Dynastie, die zumindest große Teile des während der Dritte Zwischenzeit zersplitterten Nilstaats unter ihrer Herrschaft vereinte.
Denn Ramses XI., der letzte Pharao des vorangegangenen Neuen Reichs, hatte bereits ein durch Bürgerkrieg geschwächtes Reich übernommen. Außenpolitisch im Abseits, regierte er faktisch nur noch Unterägypten von seiner Hauptstadt Pi-Ramesse aus. Die Kontrolle Oberägyptens oblag zunächst dem Hohepriester des Amun-Tempels in Theben, später einem dort stationierten General. Ramses konnte die divergierenden Kräfte nicht mehr zusammenhalten – nach seinem Tod 1070 v. Chr. zerfiel das Reich.
Diese politische Schwäche nutzte auch das nach Unabhängigkeit strebende Kusch, das seit der 18. Dynastie bis zum vierten Nilkatarakt ägyptischer Außenbesitz war. Regiert hatte es ein vom Pharao eingesetzter Beamter "Königssohn von Kusch", der in der Rangfolge den beiden Wesiren von Ober- und Unterägypten gleichgestellt war. Dieser hatte das Kernland mit Gold, Sklaven und exotischen Waren aus Schwarzafrika zu versorgen. ...
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