Klimaerwärmung: Die Arktis als neuer Seuchenherd
Eigentlich sollte es den Seeottern der Aleuten gut gehen, denn die wetterumtoste Inselkette im Nordpazifik zwischen Alaska und Russland hat die moderne Zivilisation noch kaum berührt. Trotzdem ist der Bestand innerhalb von zehn Jahren um 70 Prozent eingebrochen. Ähnlich erging es ihren Artgenossen im Südwesten Alaskas. Als Tracey Goldstein von der University of California in Davis und ihre Kollegen der Sache nachgingen, fanden sie Hinweise auf ein Staupevirus, das normalerweise Robben heimsucht. An europäischen Küsten sind am gleichen Erreger seit Ende der 1980er Jahre über 50 000 Seehunde gestorben. Auch im Osten Amerikas fielen Robben dem Virus zum Opfer. Nur: Wie kam die Seehundstaupe in den Pazifik?
Die Spur führte die Forscher zum arktischen Eis – oder besser gesagt zu dessen Fehlen. Nordeuropa erlebte 2002 ein großes Seehundsterben durch besagtes Staupevirus. In diesem Sommer war aber auch das Meereis in der Arktis besonders stark zurückgegangen. Infolgedessen könnte sich die legendäre Nordwestpassage im Norden Kanadas für Krankheitserreger geöffnet haben, vermutet Goldstein, die an ihrer Universität eine Einrichtung leitet, welche die Gesundheit von marinen Ökosystemen untersucht und überwacht.
Die Forscherin argwöhnt, dass dadurch ein infiziertes Tier, zum Beispiel eine Ringelrobbe, oder vielleicht auch nur dessen Kot den Weg vom Nordatlantik in den nördlichen Pazifik fand. Denn überraschenderweise glich das bei den verendeten Seeottern der Aleuten entdeckte Virus genau dem vom Seehundsterben des Jahres 2002 in Europa. ...
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