Paläanthropologie: Homo naledi – eine neue Frühmenschenart?
Es ist der ergiebigste Fund frühmenschlicher Fossilien, den Forscher je verzeichneten. Bald nach der Entdeckung im Herbst 2013 in Südafrika förderte die von Lee Berger von der University of the Witwatersrand in Johannesburg in Windeseile zusammengetrommelte Expedition rund 1550 Knochenfragmente von Homininen aus einer der Rising-Star-Höhlen ans Tageslicht. Danach hüllte sich das internationale Team, das den Fund untersucht, erst einmal in Schweigen. Aber im September 2015 präsentierte es in zwei Veröffentlichungen erste Resultate.
Demnach gehören alle Knochen wohl zu Individuen einer einzigen, bislang unbekannten Frühmenschenart, der die Forscher den Namen Homo naledi gaben. Benannt ist sie nach dem Sesotho-Wort für "Stern". Die Höhlenkammer selbst tauften sie Dinaledi. Von mindestens 15 Individuen seien Überreste geborgen worden – damit ist die neue Art gleich um ein Vielfaches besser belegt als sämtliche anderen frühen Angehörigen unseres Stammbaums. Denn in der Regel finden Forscher kaum mehr als ein paar einzelne Fragmente.
Trotz der Materialfülle bleiben noch viele Rätsel offen, urteilt Chris Stringer vom Natural History Museum in London in seinem passend betitelten Kommentar "The many mysteries of Homo naledi". Den Ausführungen der Forscher ist zu entnehmen, dass es sich um einen noch recht urtümlichen Vertreter der Gattung Homo handelt. Vor allem fällt auf, dass der zierliche H. naledi mit seinen teils noch sehr archaischen, teils aber auch ziemlich modernen Merkmalen wie ein evolutionäres Mosaik wirkt. So hatten Vertreter der Art offenbar recht menschenähnliche Füße, aber ihr Gehirn erinnert mit seiner geringen Größe eher an Australopithecinen – es hat gerade einmal das Volumen einer Orange und liegt damit außerhalb der Spannbreite, die von frühen ostafrikanischen Vertretern der Gattung Homo bekannt ist, wie etwa dem H. habilis oder dem H. rudolfensis. ...
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