Evolutionsbiologie: Neunaugen-Genom gibt Einblicke in die Wirbeltierevolution
Auf den ersten Blick sehen Neunaugen aus wie Aale. Doch mit denen sind sie gleich weit entfernt verwandt wie mit den Säugetieren. Genau genommen handelt es sich noch nicht einmal um Fische. Denn die Neunaugen stellen die einzigen Überlebenden einer uralten evolutionären Linie der Wirbeltiere dar, die als so genannte Rundmäuler keine Kiefer aufweisen. Ihre Vorfahren trennten sich schon vor über 500 Millionen Jahren von der Linie, aus der die wirklichen Fische hervorgingen – und von der auch die landlebenden Wirbeltiere abstammen.
Die Rundmäuler (Cyclostomata) sind mit etwa 25 Arten von Neunaugen und etwa 43 Arten von Schleimaalen die nächsten lebenden Verwandten der Wirbeltiere mit Kiefern. Dies machte es für Evolutionsforscher und Genetiker besonders spannend, das Genom des Meerneunauges (Petromyzon marinus) zu entziffern und näher in Augenschein zu nehmen (Nature Genetics 45, S. 415 – 421, 2013). An dem Projekt beteiligten sich weltweit über 50 Wissenschaftler aus fast 40 Laboren, darunter auch meines an der Universität Konstanz.
Dass Neunaugen Wirbeltiere sind, zeigen unter anderem ihr knorpeliges inneres Skelett sowie die Struktur ihres Gehirns. Dieses liegt in einer Schädelkapsel geschützt und ist schon deutlich in drei Abschnitte aufgeteilt, die verschiedene Aufgaben erfüllen. Vieles an ihnen ist jedoch sehr urtümlich geblieben ...
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