Spezial: Die Neurobiologie der Angst: Was Tiere uns über das Fürchten lehren
D ie Meeresschnecke Aplysia californicata, auf Deutsch "kalifornischer Seehase", ist für die Neurowissenschaften ein besonders wichtiges Tier. Ihre Nervenzellen sind so groß, dass man sie mit bloßem Auge sehen und präparieren kann. Nur rund 20 000 Neurone besitzt Aplysia insgesamt, ein durchschnittlicher Frosch hat etwa 800-mal, ein Mensch vier Millionen Mal so viele Nervenzellen. Gemessen an der Zahl der Nervenzellen ist der kalifornische Seehase sicherlich nicht sehr klug. Aber wie viele höhere Organismen ist er in der Lage, sein Verhalten an kurzfristige Veränderungen der Umgebung anzupassen.
Der Seehase atmet über Kiemen, die er mit Hilfe eines Siphons bewässert. Gibt man dem Tier einen leichten Schlag auf den Schwanz oder berührt die Kiemen, zieht es Letztere zusammen mit dem Siphon einige Sekunden lang ein. Es handelt sich um einen Schutzreflex, der diese lebenswichtigen Organe in Sicherheit bringt. Die Ausprägung des Reflexes hängt aber von den äußeren Bedingungen ab: Schon 1986 zeigten die Neurowissenschaftler Edgar Walters, Thomas Carew und der spätere Nobelpreisträger Eric Kandel von der Columbia University in New York, dass hierbei Lernerfahrungen eine Rolle spielen.
Die Forscher gaben mehrmals einen dem Tier bislang unbekannten Geschmacksstoff ins Aquarium und versetzten Aplysia kurz danach einen stärkeren elektrischen Schlag ...
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